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[JudithH]

Jetzt habe ich ihn mir doch noch angeschaut, den "Baader-Meinhof-Komplex" - und bin ziemlich enttäuscht. Das Buch von Aust habe ich schon vor mindestens 10 Jahren gelesen und fand es sehr informativ und gut lesbar. Vielleicht hatte ich deshalb von dem Film mehr erwartet.
Aber in erster Linie bin ich entsetzt über die Gewalt, die gezeigt wird. O.k., zu meiner "politischen" Zeit spielte Baader-Meinhof keine wirkliche Rolle mehr. Wir wußten, dass irgendwelche "Abkömmlinge" von denen existierten und haben uns vielleicht noch den Film "Die bleierne Zeit" von Trotta (über die Ensslin-Schwestern) angesehen. Aber zu meinem Studienbeginn (Ende 1982) waren wir vor allem friedensbewegt. Es war die Zeit der Kämpfe gegen die Stationierung von Pershing und Cruise Missiles und der Massendemonstrationen in Bonn. Gewalt verträgt sich mit einer Friedensdemonstration eher nicht. - Aber wir haben auch gegen die Rotstiftpolitik im Bildungsbereich (ja, damals schon!) und gegen die Startbahn West (Frankfurt) gekämpft und die Polizei gehörte nicht zu unseren Freunden ebensowenig wie die Passanten, denen wir Flugblätter anboten und die uns darauf hinwiesen, wie könnten doch "nach drüben gehen", wenn es uns in der BRD nicht passen würde. Aber wir wären nie, wirklich nie auf die Idee gekommen, die- oder irgendwelche Bundeskanzler oder Minister oder sonst wen dann einfach nieder zu schießen!!! Da wäre nicht mal der "Schwarze Block" drauf gekommen!
Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand wirklich so Politik macht und glaubt, er kann damit etwas erreichen - es sei denn, er ist Diktator oder Schlimmeres. (Ganz abgesehen davon, dass die offenbar alles völlig ohne jegliches Organisieren gemacht haben sollen. So gehen politische Aktionen schon gar nicht.) Aber Baader-Meinhof wollten doch eine bessere Welt - oder nicht? Da wurde wohl eher der Sehgewohnheit der breiten Zuschauermasse Rechnung getragen als der Historie, oder
An dem Film mißfällt mir aber auch, dass er - so scheint es mir jedenfalls
- Baader-Meinhof als Revolverhelden verherrlicht. Ich kam mir teilweise vor wie in einem schlechten Baller-Computerspiel. Eine kritische Auseinandersetzung mit den Hauptpersonen erfolgte nicht, übrigens auch nicht mit den gesellschaftlichen Bedingungen in der BRD, die schließlich Mit-Ursache für das Entstehen des Phänomens Baader-Meinhof waren.
Der Film mißfällt mir! Da hilft auch nicht das Riesen-Staraufgebot und gute, schauspielerische Leistungen.
Hat noch jemand den Film gesehen?

[Google]

[Gast]

Ja, Judith,

ich habe den Film auch gesehen.............und Gewalt..... nun, die gab es schon und wohl auch auf beiden Seiten........... ich bin selbst 1977 in eine Polizeikontrolle geraten.... da blieb einem schon das Herz stehen........ wenn mehrere Maschinenpistolen im Anschlag auf einen gerichtet waren....

und mit wievielen Kugeln Autos und Personen regelrecht durchsiebt waren, dass ist ja zweifelsfrei festgestellt worden......

es war eben eine ganz andere Zeit, als die der friedlichen Demonstrationen... obwohl sie sich daraus entwickelt hatte.......... was man im Film bei Ulrike sehr deutlich gesehen hat....

Für mich war es ein interessanter Film, der noch immer Rätsel übrig läßt.

Immer kinobegeistert

Edel

[JudithH]

Findest Du wirklich, dass die Figur der Ulrike M. so gezeichnet war, dass man bereits einen Schwenk zu friedlichen Aktionen sehen konnte? Fand ich eigentlich nicht. Gerade zum Ende zu wurde sie doch eher als verwirrt und mit der Situation überfordert, dass alle in der Gruppe sich von ihr abwenden und niemand ihre Artikel mehr ernst nimmt. Auf mich wirkte sie am Schluss etwas wahnsinnig. ich weiß nicht so recht, die Figur ist mir sehr fremd.

[Gast]

Hallo, Judith,


Du hast völlig recht...... ich fand Ulrike am Ende auch sehr verwirrt...

ich hatte auch gesagt, dass sich an Ulrike die Entwicklung gut zeigt von friedlichen Demonstrationen hin zur Gewalt.

... vielleicht habe ich mich da etwas falsch ausgedrückt...

... ich fand es auch .... ja.... erschreckend, zu sehen, wie sie sich entwickelte... von einer Mutter und Journalistin, die über Mißstände schreibt... bis hin zu dem Satz "und selbstverständlich darf geschossen werden" und noch weiter......

Aber noch viel heftiger fand ich Gudrun Enslin, mit ihrer Gewaltbereitschaft von Beginn an, das hat man damals nicht so gewußt....
... wenn ich mich richtig erinnere....

Danke, für diese Diskussion, Judith....freue mich, mal drüber reden zu können....

Edel

[JudithH]

Über die verschiedenen Personen der Baader-Meinhoff-Gruppe weiß ich aus eigener Anschauung zu wenig. 1977 war ich 13 und hatte mit Politik nichts am Hut. So kann ich mich eigentlich nur deshalb an die Schleyer-Entführung erinnern, weil da das Fernsehprogramm tagelang ausgesetzt war und ich mich tierisch geärgert habe, weil ich nicht "Schweinchen Dick" (eine Comic-Serie) sehen konnte. Komisch, was so manchmal an Erinnerungen bleibt.
So richtig sah ich mich zum ersten Mal mit dem Thema konfrontiert, als ich die "Bleierne Zeit" von M. Trotta gesehen habe. Kennst Du den Film? Es geht darum, dass die ältere Ensslin-Schwester nicht glaubt, dass ihre Schwester, eben Gudrun Ensslin, nicht Selbstmord begangen hat, sondern von der Justiz ermordet wurde. Sie stellt dazu Versuche an, um den Mord nachweisen zu können und dazu wird die Geschichte von Gudrun in Rückblenden erzählt. Aber dieses Ausmaß von Gewalt und von politischer Unorganisiertheit wurde da nicht gezeigt - und ich, die ich damals sehr viel linke Politik gemacht habe - war natürlich gerne bereit, die Mordtheorie zu glauben, weil Polizei und Justiz, die ich aus unseren Aktionen nur als Gegner kannte, per se erst mal verdächtig waren.
Ich kann es mir auch nicht vorstellen, dass man sich z.B. so lange erfolgreich verstecken kann, wie Baader-Meinhoff, wenn man das nicht genau organisiert. Auch da wird der Film wohl der Realität nicht gerecht.

[Gast]

Liebe Judith....

ich war zwar damals erwachsen genug, alles mit zubekommen und habe auch alles verfolgt.... aber an jede Einzelheit erinnere ich mich auch nicht mehr....

das, was Du beschreibst "Polizei ist potentieller Gegner", das ist ja genau das, was Die Bader-Meinhof-Bande so stark werden ließ.... so haben ja damals ganz viele empfunden.... daher brauchten sie gar nicht eine so starke Organisation.....sie hatten Sympatisanten.... und dann, vor 30 Jahren... keine Handys.... kein Internet.... (3 TV-Programme).......aber auch auf Seiten der sogen. Staatsmacht nicht....

außerdem war dies das erste Mal, dass im Deutschland der Nachkriegszeit so was passierte...... wenn ich das richtig weiß.....da war wohl weder die eine noch die andere Seite wirklich richtig organisiert......
heute sicher schwer vorstellbar....... ich frage mich daher auch - besonders jetzt nach dem Film - wie es wohl heute wäre........

Den Film über die Enslin-Schwestern..... ich habe ihn wohl nicht gesehen.... aber über die Untersuchungen bzgl. Mord in Stammheim im Stern gelesen..... wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe... ist es wohl nicht bis ins letzte Detail geklärt, oder?

Edel

[JudithH]

Nein, so weit ich weiß, nicht. Aber das ist ja meistens so bei solcher Art von Tod, dass dann Mythen entstehen, weil Angehörige und Anhänger nicht wahr haben wollen, dass ihre Verwandten bzw. ihre Idole aufgegeben haben, dass sie zugeben, dass sie gescheitert sind. Denn das ist ein solcher Selbstmord doch, oder nicht? Er die ganze Sache in Frage, für die sich alle eingesetzt haben. Das meine ich jetzt ganz neutral unabhängig davon, ob die Sache, für die man sich eingesetzt hat, vom Grundsatz her richtig war oder falsch.

[Gast]

Ja, Judith

das denke ich auch.... wenn man von Selbstmord ausgeht, war es ein Aufgeben..... eine Kapitulation..... die letztlich auch einen Mythos hervorgerufen hat....

Eigentlich schade, Judith, dass sich außer uns bisher niemand an diesem Thema beteiligt hat, oder?

Ich bin fest der Überzeugung, dass diese Zeit unser Land auch mit geprägt hat.....in welcher Richtung auch immer.....

[juergen369]

war das wirklich selbstmord????

ich glaube nicht alles was man mir in den sogenannten nachrichten
verklickert!!!

ich schaue mir keine nachrichten an!!!!
NIEMALS!!!!

ich lese diese mistzeitungen und regenbogenpresse nicht!!!!

ich muss nicht wissen warum ein politiker ohne fallschirm aus
dem flugzeug hüpft!!!!

mir ist es egal wer räuberhauptmann ist und warum!!!!

geschrieben in absurdistan 03.november 2008

[juergen369]

ich stelle mal eine ganz kleine frage,wie ist es möglich
2 schusswaffen cal. 9mm para typ mir unbekannt,gewicht
ca 1000 gramm pro waffe, in eine spitzenklasse gesicherte JVA rein
zu schmuggeln????
vor allem aber stelle ich die frage,jeder haftraum wurde täglich
von fachpersonal durchsucht!!!!
wo zum teufel wollen diese raf menschen die waffen verstecken????
wer glaubt so ein sch....

es geht garnicht um recht oder unrecht,viel spass beim nachdenken.



[/b]

[JudithH]

Dafür, dass Du NIEMALS Nachrichten schaust, weißt Du aber ganz schön viel! Du bist wohl hellseherisch begabt

[tialis]

Da ich schon immer erhebliche Zweifel am Wahrheitsgehalt der Informationen durch die Massenmedien hatte ,wurden diese durch den Film"Die bleierne Zeit" nur noch genährt.Die Wahrheit um diese Vorgänge wird wahrscheinlich nie ans Licht kommen......

[JudithH]

Tja, dieses Mißtrauen gegenüber offiziellen Erklärungen kann ich verstehen. Als ich den Film "Die bleierne Zeit" sah, war ich auch ziemlich überzeugt davon, dass die Selbstmordtheorie nicht stimmt. Schließlich stammte die Erklärung von "den Bullen", die auf jeder Demo unsere Gegner waren (und teilweise Nazis - wie die Hoffmann-Truppe - vor UNS Linken schützte, statt umgekehrt, was ich ihnen besonders übel genommen habe). Heute ist meine politische Sturm- und Drangzeit vorbei und ich sehe die Dinge vielleicht objektiver. Da kann ich mir schon vorstellen, dass politisch denkende Menschen schließlich aufgeben, wenn sie keines ihrer Ziele erreichen und wenn man sie völlig isoliert, denn solche politischen Führer (und als solche haben sich zumindest Baader, Meinhoff und Ensslin gesehen) brauchen ihr Publikum, brauchen Mitstreiter, brauchen Zustimmung um überleben zu können. Das alles fehlte ihnen, ihre "Nachkommen" kannten sie gar nicht mehr. Vielleicht fühlt man sich dann lebendig begraben. Da ist der Weg zum tatsächlichen Grab dann nicht mehr weit.
Es gibt übrigens ein neues Buch, geschrieben von dem Sohn Bubacks, also einem Opfer der Baader-Meinhoffs. Auch er hat der Staatsanwaltschaft nicht geglaubt, wenn auch aus anderer Richtung und hat selbst recherchiert. (Ich habe nur eine Besprechung in "Kulturzeit" auf 3sat dazu gesehen, gelesen habe ich das Buch noch nicht.) Möglicherweise gibt das weiteren Aufschluss!?