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[Gast]

Wer wünscht ihn sich nicht, diesen ganz besonderen Spiegel, der einem immer nur sagt, wie schön, klug, liebenswert usw. man ist. Naja, heutzutage ist das ja ganz einfach, denn wer Ahnung vom Programmieren hat, wird sicherlich in der Lage sein, so einen „Spiegel" herzustellen.


In meiner Geschichte geht es aber nicht um so einen einfachen Spiegel. Der Spiegel in meiner Geschichte kann nämlich viel mehr...er kann in die Zukunft schauen!


So einen besonderen Spiegel hatte Melitta auf einem Flohmarkt gefunden. Er war ihr sofort aufgefallen wegen seiner besonderen Schönheit. Das Spiegelglas war zwar blind, aber außen herum fanden sich feingearbeitete Ornamente, die offensichtlich aus Silber waren. Nun aber waren sie schwarz und unansehnlich. Der Verkäufer war froh, dieses Ding endlich loszuwerden und machte Melitta einen guten Preis.


Mit diesem Schnäppchen zu Hause angekommen, machte sich Melitta sogleich an die Arbeit. Sie putzte und wienerte an dem Spiegel herum, bis der Rahmen wieder silbern glänzte und sie im Glas ihr Gesicht ganz klar und deutlich erkennen konnte. Aber es war gar nicht IHR Gesicht, sondern das Gesicht einer alten Frau mit gütigen Augen im etwas runzligen Gesicht. Ehe Melitta etwas sagen konnte, fing die Frau im Spiegel zu sprechen an: „ Du bist nun meine neue Herrin, und ich werde dir dienen. Natürlich nur, wenn du das willst. Wann immer du möchtest, werde ich dir einen Blick in die Zukunft gestatten. Aber sei darauf gefasst, dass dir nicht immer gefallen wird, was du da zu sehen bekommst. Und noch etwas. So ein Blick in die Zukunft ist dir nur drei Mal gestattet. Danach werde ich meine Zauberkraft verlieren und zu einem ganz normalen Spiegel werden!"


Melitta konnte es kaum fassen, was sie da gerade vernommen hatte. Ihre Sinne hatten ihr gewiss einen Streich gespielt. „Na ja, es kommt auf einen Versuch an", dachte sie. Schnell überdachte sie ihre Situation. Sie war gerade 65 geworden; seit 3 Jahren war sie verwitwet. In ihrer langjährigen Ehe hatte sie sich oft gewünscht, einmal für längere Zeit nur für sich zu sein, sich nur um sich selbst kümmern zu müssen - einmal loszukommen von all den lästigen Pflichten. Nun war sie seit 3 Jahren allein. Aber schon nach einem Jahr hatte sie bemerkt, dass ihr das Alleinsein auch nicht sonderlich behagte. So war nach und nach die Sehnsucht nach Zweisamkeit, nach ein wenig Zärtlichkeit und Liebe gewachsen. Sie sah für ihr Alter ganz gut aus, und so war es nicht verwunderlich, dass sich bald einige Bewerber um einen Platz an ihrer Seite bewarben. Einem hatte sie spontan ihr Herz geschenkt. Inzwischen schloss sie eine gemeinsame Zukunft mit Herbert, so hieß der neue Mann an ihrer Seite, nicht mehr aus. Der Spiegel sollte ihr nun sagen, ob sie eine gute Wahl getroffen hatte.


Sie nahm den Spiegel zur Hand, putzte das Glas und fragte, als das Gesicht der alten Frau erschien: „ Kannst du mir sagen, ob Herbert und ich zusammen passen und ob wir noch viele glückliche Jahre vor uns haben?"


Die alte Frau im Spiegelglas lächelte und sagte: „ In Herzensangelegenheiten kann ich leider nicht in die Zukunft sehen, denn das menschliche Herz ist trügerisch und die Gefühle zwischen zwei Menschen können sich ganz schnell ändern. Wenn ich dir jetzt zeige, dass du viele glückliche Jahre vor dir hast, wirst du selbst nichts mehr dazu tun, um das Glück zu halten und zu mehren. Zeige ich dir, dass dein Glück nur von kurzer Dauer sein wird, dann wartest du nur auf den Moment, in dem das Unglück eintritt. Und damit vergeudest du wertvolle Zeit!"


Melitta verstand die Botschaft des Spiegels. Sie packte ihn ein und verzichtete fortan darauf, in die Zukunft blicken zu wollen. Dann klingelte es an der Tür. Herbert war gekommen, um sie zu einer gemeinsamen Ausfahrt abzuholen. „Ja, Herbert ist der Richtige. Mit ihm werde ich versuchen, ein gemeinsames Glück zu finden", dachte Melitta und lief beschwingt zur Tür.


PS Diese Geschichte stammt von mir!
Und, ja, sie stand schon einmal hier!

* activia*

[Google]

[Zeitlos]

Du kannst nette Geschichten einstellen so oft die willst - es kommen ja täglich neue Bewerber hinzu.

Gibt es auch ein happy-end im 2. Teil?

Bewerber könnten sich z.B. fragen, welche Eigenschaften sich Mellitta bei Herbert vorstellte ...

Zeitlos

[Ingenieur57]

Ich glaube, mich zu erinnern, diese Geschichte schon gelesen zu haben.
Aber trotzdem habe ich sie jetzt doch (noch einmal?) gern gelesen.
Schön geschrieben - danke!

Zeitlos, ich vermute, dass der Name "Melitta" auch Programm ist - also irgendwas mit Kaffee?

[Gast]

Guten Morgen und ein "Dankeschön" für eure freundlichen Kommentare.
Hallo, Sommerwind,

willkommen in meinem Thread und auf diesem Portal. Ja, sicher hätte mancher von uns sehr gern so ein "Wunsch-Ding", das uns vor Fehl-Entscheidungen bewahrt - eben weil es Risiken und Gefahren vorhersagt. Leider bleibt das aber Wunsch-Denken, und wir müssen uns selbst unsere Zukunft gestalten. Genau wie du wünsche ich mir, ab und zu anderen einen Spiegel vorhalten zu können. Mitunter gelingt mir das auch. Weniger angenehm ist es aber, den Spiegel selbst vorgehalten zu bekommen. Denn wir alle haben ja unseren speziellen "Spiegel" im Kopf...

Hallo, Zeitlos,

ein Happy-End kann ich dir leider auch dieses Mal nicht versprechen. Auch nicht, dass es eine Fortsetzung dieser Geschichte geben wird. Da ich "Melitta" nur erfunden habe, um meiner Geschichte einen "Namen" zu geben, weiß ich nicht, was sie an "Herbert" so besonders fand, um mit ihm in eine Beziehung zu "starten". Ich finde es immer schwierig, wenn Menschen ihre zukünftigen Partner "katalogisieren"...

Hallo, Ingenieur,

manche Geschichten kann/muss man mehrfach lesen. Ich mache das oft. Du vermutest, dass der Name "Melitta" etwas mit "Kaffee" zu tun hat. Irgendwie schon, denn statt des "zukunfts-voraussagenden Spiegels" hätte ich auch das "Lesen aus dem Kaffeesatz" in meiner Geschichte verarbeiten können. So aber ist "Melitta" nur eine Name und den Kaffee gleichen Namens trinke ich jetzt!

LG a.

[Zeitlos]

[Gast]

[Gast]

[Zeitlos]

Wer will denn Geschichten ohne happy-end lesen?

Wenn ich da an meine Deutsch-Stunde denke ...

... finde ich meinen Wunsch gar nicht vermessen!

Ich bin möglicherweise der Einzige, der sich für Activas Geschichten noch interessiert ... aber nachdem es kein happy-end gibt ....!

Zeitlos

[Gast]

Irrtum @Zeitlos, ich finde die Geschichte sehr gut geschrieben und deshalb bist du wirklich nicht der Einzige, der sich dafür interessiert.Ganz im Gegenteil, ich las hier noch Beiträge von anderen Usern.

[Adele_N]

Was die alte Frau (im vorletzten Absatz) lächelnd im Spiegelglas bzgl. Herzensangelegenheiten sagt, ist gut herausgearbeitet, sehr weise und gefällt mir.
Etwas früher passt jedoch etwas nicht so recht zusammen. Da sagt die Frau im Spiegel:
„Wann immer du möchtest, werde ich dir einen Blick in die Zukunft gestatten.“.

Das steht aber im Gegensatz zu diesem Satz:
„So ein Blick in die Zukunft ist dir nur drei Mal gestattet.“

Also was gilt nun: „Wann immer...“ oder doch nur „...drei Mal...“? Möchte ich doch schon genau wissen, falls mir auch mal so ein Spiegel in die Hände fällt.

[Zeitlos]

[Gast]

Ich habe diese Geschichte völlig unbedarft gelesen und weil Geschichten nun mal oft aller Logik entbehren, ist es egal, ob und wie viel Male der Blick in die Zukunft gestattet ist,. Es sei denn, es gibt Erbsenzähler, denen man es nie recht machen kann und infolgedessen immer Haare in der Suppe finden.

[Gast]

Nun scheint doch so zu sein, dass der Herr Zeitlos nicht der Einzige ist, der sich für meine Geschichte interessiert. Danke all denen, die versuchen, diese Geschichte als das zu sehen, was sie ist: Ein weiterer Versuch, etwas Unterhaltung mit einer Prise Niveau hier einzubringen. Das "Erbsenzählerei" zur Freizeitbeschäftigung von Usern/Userinnen gehört, ist inzwischen ein offenes Geheimnis. Und damit sie nicht gar so offensichtlich wird, ist sie hinter scheinbarem Interesse versteckt.
Nur gut, dass es immer wieder Leser und Leserinnen gibt, die eine passende Antwort parat haben...

Danke AnnaMaria, Susi_Froehlich, Sommerwind und Zuckerschnute...Vielleicht haben wir das Glück, dass dieser Thread etwas länger überlebt...Schade, dass ich keinen "Zauberspiegel" habe, der die Zukunft dieses Threads vorhersagen könnte...



LG a.

[Hunter]

jede sache, die irgendwo geschrieben und veröffentlicht wird, hat immer befürworter und/oder gegner. man sollte aber eines nie vergessen - es sind subjektive betrachtungen, die in einem Text einfließen. natürlich weiß jeder verfasser - in der regel hinterher - was man hätte besser schreiben oder formulieren können. ich denke auch dass es legitim ist, für sich festzustellen, ob einem eine sache gefällt oder nicht. ich würde allerdings nie auf den gedanken kommen, einem schreiber meine ideen oder meine version einer geschichte aufzudrängen, die er geschrieben hat, in der seine empfindungen und seine gedanken niedergelegt wurden.
in diesem fall hat activia ein "märchen" der neuzeit verfasst - und wer wünscht sich nicht einen spiegel, um mal zu schauen, was die zukunft bringt? ich finde das ende gut, weil es auch meinen empfindungen entgegen kommt - ich möchte heute nicht wissen, was der nächste tag oder die nächste woche bringt - vielleicht lebe ich dann nicht mehr???
in diesem sinne - frohe ostern.

[Gast]

Danke, Hunter, für diesen Kommentar. Da du selbst zur "schreibenden Zunft" hier gehörst - ich meine zu denen, die sinnvolle Beiträge veröffentlichen, weißt du am besten, dass das Schreiben von Texten nicht immer ganz einfach ist. Eine Idee im Kopf ist noch lange nicht reif zum Veröffentlichen. Ja, und wie schon mehrfach angemerkt wurde, liest Jeder etwas anderes aus einer Geschichte. Und hier, bei R50+, kommt noch hinzu, dass auch die Person des Autors/ der Autorin in die Wertung einbezogen wird.
Mein "Märchen der Neuzeit" -wie du es nennst - soll eigentlich nur zeigen, dass niemand sich auf dubiose Vorhersagen verlassen sollte, wenn es darum geht, einen passenden "Deckel" zum eigenen "Topf" zu finden...

Schöne Ostern allerseits. Das Wetter soll "bescheiden" werden. Aber das hat einen richtigen Osterhasen noch nie gestört!

LG a.