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jürgen4 entdeckend
Anmeldedatum: 26.08.2009 Beiträge: 14
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Verfasst am: Fr Dez 25, 2009 1:51 pm Titel: Die etwas andere Weihnachtsfeier |
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Ich sollte am hl. Abend in der Bahnhofsmission einer deutschen Großstadt eine Weihnachtsfeier durchführen. Mir wurde echt schummerig deswegen, denn ich hatte keine Erfahrung darin und hatte das Bild von stark alkoholisierten Obdachlosen vor mir und Polizeieinsätze... Uff, ob das wohl gut ging?
Diese Begebenheit kam mir in den letzten Tagen wieder in Erinnerung; sie ist schon eine Zeitlang her. Über unseren Gemeindepfarrer trat die Caritas an mich heran mit der Bitte, ob ich in der Bahnhofsmission in der Weihnachtsnacht die übliche Weihnachtsfeier gestalten könne, damit die sonstigen Mitarbeiter und Helfer den Weihnachtsabend frei hätten und ihn mit ihen Familien verbringen könnten.
Trotz einiger Bedenken sagte ich zu. Als ich am Nachmittag schon hinging, war schon alles vorbereitet: Der Schmuck, die Kerzen und ein kleiner Weihnachtsbaum, ein Plattenspieler mit Weihnachtsliedern, viele kleine Geschenke - Schlipse, Socken, Schals und kleine Geschenke für Frauen...
Es wurde schnell dunkel und erst drei Leute waren da. An solchen Festtagen sind viele einsame Menschen am Bahnhof, weil sie es zuhause allein nicht aushalten. Ich selbst hatte schon Not und Einsamkeit erlebt, und vielleicht hatte mich das sensibel gemacht, um diese Einsamkeit auch in anderen zu entdecken. So machte ich mich auf die Socken und sprach auf dem Bahnhofsgelände und auch auf dem Vorplatz viele Menschen an und lud sie zu unserer Feier ein. Und bald waren wir eine große Gruppe von 25 - 30 Personen. Der Raum war fast zu klein. Und was waren da für Leute zusammen gekommen: Jede Menge Obdachlose, einige Prostituierte, ein Zuhälter, der sich bei mir als 'Beschützer' vorstellte. Ich erinnere mich weiter an eine Frau aus Kanada, die in einem Anflug von Heimweh über Weihnachten nach Deutschland kam, um Freunde zu besuchen, welche aber schon verstorben waren.
Einige dieser Obdachlose, die ich auf dem Bahnhofsvorplatz ansprach, weil es draußen kalt war, sagten mir, sie hätten Bahnhofsverbot, weil sie betrunken im Bahnhofsgelände randaliert hätten... Also ging ich zur Bahnhofspolizei und erwirkte, dass man an diesem Weihnachtsabend mal beide Augen zudrücken wollte.
So saßen wir nun alle einträchtig beisammen, aßen den Kuchen und sangen Weihnachtslieder. Es war eine wunderschöne Atmosphäre, und nichts von all dem Unangenehmen, das ich mir vorgestellt hatte, traf ein. Alle waren innerlich bewegt und brav wie Lämmchen... Eine Frau, die mir gegenüber saß, wirkte sehr deprimiert und traurig. Ich schrieb auf einen Zettel: "Gott ist die Liebe. Er liebt Sie unendlich und ganz persönlich" und gab ihr diesen Zettel. Als sie ihn las, stürzten ihr die Tränen aus den Augen. Sie steckte ihn in ihre Handtasche und sagte mir, sie würde ihn ihr Leben lang aufbewahren.
Um Mitternacht war in der ganz in der Nähe befindlichen Kirche ein Mitternachtsgottesdienst. Ich hatte vorher dort angerufen und gebeten, man möge einige Bänke freihalten für die Bahnhofsmission. Kurz vor Mitternacht sagte ich allen, nachdem jeder sein Geschenk bekommen hatte und auch für jeden und jede für diese Nacht ein Schlafplatz besorgt worden war, dass sie alle herzlich zu diesem Mitternachtssgottesdienst eingeladen worden seien. Aber jeder sei auch völlig frei. Und alle gingen hin, ohne Ausnahme.
Das war ein Bild, als unsere Gruppe in die Kirche einzog! Einige von ihnen hatten die Manteltaschen weit abstehen durch die Bierflaschen, die darin steckten. Wir gingen dann alle in die vorgesehenen Bänke.
Der Gottesdienst war sehr schön; der Pfarrer sagte tiefe Dinge, die genau auf meine Schützlinge paßten. Weil es dann doch etwas lang dauerte, schliefen einige ein. Nur einer fiel mit lautem Gepolter aus der Bank - und schlief weiter!
Anschließend, nachdem wir uns alle verabschiedet hatten, mußte ich noch mal zum Bahnhof zurück, um aufzuräumen, und ging dann hundemüde, aber glücklich nach Hause.
Am ersten Weihnachtstag schellte es mittags bei mir. Ich ging noch schlaftrunken zur Tür, und da stand eine ältere Dame, die ich aber nur flüchtig aus der Gemeinde kannte, vor mir mit einem Tablett. Darauf waren nur Sachen, die ich gern aß: Bauernbrot mit toller Wurst, eine Flasche Bier von 'meiner' Markensorte usw. Sie sagte mir, ihr wäre der Gedanke gekommen, ob dieser Mann, der doch in der Nacht in der Bahnhofsmission war, nicht was zum Mittagessen brauchte? Sie hätte dann diesen Gedanken verscheucht, aber er wäre immer wieder gekommen, und jetzt wäre sie hier...
Ist das nicht eine schöne Geschichte? |
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Google
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Verfasst am: Titel: Sponsored Link |
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Wolkenhexe entdeckend
Anmeldedatum: 05.04.2008 Beiträge: 24 Wohnort: Dortmund
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Verfasst am: Sa Dez 26, 2009 1:52 am Titel: Warm ums Herz |
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Hallo Jürgen und danke für deine Geschichte
Mein Gedanke dazu: da wäre ich zu gerne dabei gewesen!
Frohe Weihnacht!
Hexlein |
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