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Die Prüfung

 
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Gast






BeitragVerfasst am: Sa Nov 30, 2013 8:12 pm    Titel: Die Prüfung Antworten mit Zitat


Prüfung




Es war Februar, bitter kalt, und über Nacht war eine Menge Schnee gefallen. Der Tag meiner letzten und wichtigsten Prüfung war gekommen. Nach beinah 5 Jahren Studium in Potsdam, musste ich heute noch eine letzte praktische Prüfung absolvieren, um endlich eine "richtige" Lehrerin zu sein.


Die Prüfungsstunde sollte und musste in Erfurt stattfinden. Die Gründe dafür sind schnell erklärt. Auf Grund meiner Schwangerschaft und der Geburt meiner Tochter konnte ich am eigentlichen Praktikum Semester in Potsdam nicht teilnehmen. Man räumte mir daher die Möglichkeit ein, ein 4-wöchiges Praktikum an einer Schule in Erfurt zu machen. Der Prüfer wollte nach Erfurt kommen. Ich musste ihm ein Hotelzimmer besorgen und ihm am Abend vorher die detaillierte Stundenplanung vorlegen.


Das alles war reibungslos über die Bühne gegangen, und endlich war es soweit. Ich hatte mich richtig in Schale geschmissen, und zu meinem Kostüm hatte ich mir ein Paar Sandaletten eingepackt....Stiefel schienen mir nicht passend für mein Outfit.


Mit der Straßenbahn fuhr ich zu " meiner" Schule. Die war damals in zwei behelfsmäßigen Baracken untergebracht. Die untere Baracke war in Unterrichtsräume aufgeteilt, die obere diente mehr oder weniger Verwaltungszwecken. Dort waren das Sekretariat, der Schulleiter und die Erwachsenenqualifizierung untergebracht. Nur ein einziger Raum war größer und wurde für Schulungszwecke genutzt.


Meine Praktikumsschule war eine Berufsschule, angeschlossen an einen Betrieb der Mikroelektronik. Die Schüler erhielten, nach einer 3-jährigen Ausbildung, das Abitur und ein Facharbeiterzeugnis.


Die heutige Stunde würde ich vor einer Klasse junger Männer bestehen müssen, die kurz vor ihrem Abschluss standen und denen ich altersmäßig gerade mal 4 Jahre voraus war. In den letzten 4 Wochen hatte ich sie recht gut kennengelernt, und sie hatten mir, ziehmlich "großherzig" durch manch peinliche Situation geholfen.


Als ich an der Schule angekommen war, wurde ich gleich mit der Nachricht überfallen, dass die untere Baracke nicht genutzt werden könne, da wegen der Kälte alles eingefroren sei. Ein Wasserrohr war geplatzt und hatte alles überschwemmt.


Nun war guter Rat teuer! Die einzige Lösung war der Umzug in die obere Baracke. Die Schüler waren in dem Moment meine Rettung. Sie kümmerten sich um die Technik und machten mir Mut. Immer wieder versicherten sie mir: " Machen Sie sich keine Sorgen! Wir machen das schon! Der Prüfer wird seine helle Freude haben.


Der Prüfer kam! Kurze Zeit später saß die Kommission, bestehend aus Schulleiter, meinem Mentor und dem sichtlich genervten Prüfer hinten im improvisierten Klassenraum. Vor mir die Schüler - erwartungsfroh! - Und ich - ein Nervenbündel!!


Die Stunde begann und ging vorüber! Ich kann mich an Einzelheiten nicht mehr erinnern. Am Ende dieser 45 Minuten hatte ich das Gefühl, dass die Zeit sich ewig hingezogen hatte, und dass ich's wohl" vergeigt" hatte.


Nun folgte die Auswertung. Die Stunde wurde analysiert.Auch daran kann ich mich nur wage erinnern. Dann kam, nach kurzer Beratung das Urteil: Ich hatte bestanden, und die Stunde war sogar mit "gut" bewertet worden.


Beschwingt und sehr erleichtert machte ich mich auf den Heimweg. Erst an der Straßenbahnhaltestelle merkte ich, dass meine Füße nass und eiskalt waren !Kein Wunder, denn ich trug immer noch meine Sandaletten! - Und das im tiefen Schnee....
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Gast






BeitragVerfasst am: Sa Nov 30, 2013 8:54 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Das kann ich gut nachvollziehen . In Prüfungen war ich auch immer , wie in einem Rausch , anders kann ich es gar nicht benennen. Und wie Du schreibst, man erinnert das Meiste nicht mehr. Viel später sind mir dann
Einzelheiten eingefallen. Und das mit den Sandalen ist gut - ja, man ist mit den Gedanken - irgendwo - weit weg - eben wie ein Rausch -
Ich habe einfach mal so, just für fun - war aber nicht nur fun -
Gesang studiert . Die erste Prüfung bestand aus Gehörbildung. Wir waren 4 Studenten / innen - ich kam als letzte - und irgendwie wurde ich immer ruhiger, anstatt aufgeregter - als ich zur Gehörprüfung rein kam, sagte mir der Prof. , nehmen sie Platz. Ich setzte mich hin, und sah ihn an. Er grinste , und fragte - und machen Sie nicht irgendwas falsch?
Ich dachte nur , mein Gott, was habe ich vergessen . Nun, sagte er -
ja - was nun ? Wollen Sie mir auf die Finger schauen, damit sie wissen, was ich anschlage ? Ja, natürlich - ich hatte mich mit dem Rücken zu ihm hinzusetzen - klar - tausendfach gemacht . Es ging dann wohl alles gut, jedenfalls war er mit mir zufrieden. Nur dann in der gesanglichen Prüfung, musste er es ja nochmal loswerden. Jedenfalls sagte er im Konzertsaal, so - nun kommt unser Schusselchen, jetzt wissen sie aber wie sie zu stehen haben ? Ich weiß, genau wie Du , Edelgard , gar nichts mehr. Das deutsche Liedgut , was ich vorzutragen hatte , war eh eines dieser Lieder, die ich nie mochte - wenn ich früh in den Garten geh, mit meinem grünen Hut, ist mein erster Gedanke, was mein Liebster wohl tut - furchtbar - und wie ich nach Hause kam - keine Ahnung mehr - ich weiß nur , ich war mit dem Auto da - das Ergebnis bekamen wir erst ein Woche später - aber es war gut -
und manchmal - ein kleines Schusselchen - bin ich geblieben Smile
aber ich nehme mich mit Humor -
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Gast






BeitragVerfasst am: So Dez 01, 2013 7:42 am    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Viola,

bereits gestern hatte ich eine Antwort hier an dieser Stelle verfasst. Dann hat mein Computer gestreikt, und alles war weg!

Deine Geschichte..und es ist eine Geschichte..nicht nur einfach ein Kommentar, zeigt ebenso deutlich, welche Ängste und Gefühle eine Prüfung auslösen kann. Ich hoffe sehr, dass noch andere User ihre Erfahrungen oder Erlebnisse zu diesem Thema schildern.
Das Paradoxe an der Geschichte ist, dass ich selbst dann später viele Jahre auf der anderen Seite des "Prüfungstisches" saß. Vor mir saßen nun die aufgeregten, oft stotternden, schwitzenden...Prüflinge. Zum Glück habe ich meine Erlebnisse mit Prüfungen nie vergessen, und so konnte ich manches Mal guten Gewissens ein Auge zudrücken! Rolling Eyes

Ich wünsche dir einen schönen 1. Advent!
Edelgard
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willfriedo0
entdeckend


Anmeldedatum: 14.12.2009
Beiträge: 1111
Wohnort: bei Lüneburg

BeitragVerfasst am: So Dez 01, 2013 12:04 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Das Problem an Prüfungen ist, dass der größte Trottel mehr fragen kann als der klügste Mensch beantworten. Wink
_________________
Behandle Menschen so, wie Du selbst behandelt werden willst.
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Gast






BeitragVerfasst am: So Dez 01, 2013 12:10 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Wilfriedo,

da kann ich dir nur recht geben. Und ich habe eine Menge Erfahrung gesammelt in meiner Funktion als "Trottel". Ein Problem ist allerdings, dass über einem "Trottel" meistens noch ein "Obertrottel" sitzt, der Fragen festlegt oder einfach seine Existenzberechtigung nachweisen muss.

In diesem Sinne, froh,endlich der "Trottelei" entronnen zu sein,

grüßt Edelgard Very Happy
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Gast






BeitragVerfasst am: So Dez 01, 2013 1:21 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hat nicht der Prüfer die Aufgabe,
möglichst viele Bewerber durchzubringen .... wenn es irgendwie geht?
Und jeder ist dann zufrieden!

Ich bin gefragt worden:
"Worin wollen Sie geprüft werden?"

(Ich stand im Schriftlichen zwischen 2 Noten).

"Anständige" Prüfer teilen der Schule im zwanglosen Gespräch vorher mit,
was sein Lieblings-Fachgebiet ist ....

Ich habe im Rechnen eine "Formel" erst dann verstanden,
als ich selber eines Tages mit-prüfen mußte ... plötzlich kam die Erleuchtung!
(Es ging um die sinnvolle Benutzung des Rechenschieber bei einer Verhältnis-Aufgabe.)

Diese Verhältnisse ...

Eugen Roth meinte:
"Ein Mensch gestellt auf eine harte Probe,
Besteht sie, und mit höchstem Lobe!
Doch sieh da: es versagt der gleiche,
Wird er gestellt auf eine weiche!"

Smile
Zeitlos
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Gast






BeitragVerfasst am: So Dez 01, 2013 2:39 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Oh ja, ich kann versichern, dass ich, wann immer das ging, die Stärken des Prüflings beachtet habe. In schriftlichen Prüfungen war das oft nicht möglich, da die Aufgaben zentral erstellt wurden, und ich erst am Prüfungstag selbst die Aufgaben zum Lesen erhielt..Somit war es ausgeschlossen, dem Prüfling in irgendeiner Weise zu helfen.
Es ist manchmal nicht schlecht, deide Seiten der Medaille zu betrachten..in dem Fall die Nöte des Prüflings UND die des Prüfers.

Liebe Grüße

Edelgard
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