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Gast
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Verfasst am: Do Mai 08, 2014 4:26 pm Titel: Die Sonne ist immer da, wo mein Herz ist. |
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Die Sonne ist immer da, wo mein Herz ist.
Es war früh morgens, ende August.
Tiefer Nebel lag über den Feldern rings um mich herum. Es war ein unheimlicher Anblick und doch unglaublich schön, so rot und mystisch, wie die Sonne im Osten auf ging.
Der Rauch meiner Zigarette zog nach Westen, wo die Pferde auf der Weide grasten und ich fröstelte leicht, während unser Hund Jack seine Nase tief in den Rasen steckte, um zu erforschen wer über Nacht alles hier gewesen war. Ich zog meinen Bademantel etwas enger, wärmte meine Finger an dem heißen Kaffeebecher und nippte daran.
Ein Reh lief über das Weizenfeld gegenüber, dessen Korn die Landwirte letzte Woche eingeholt hatten. Sie hatte dieses Jahr nur ein Kitz, statt zwei wie letztes Jahr. Unsere Spechtfamilie hämmerte wie wild am Vogelhaus und ich sah überall den Tau auf den Spinnennetzen, die sich über meinem Beet erstreckten. Der Fuchs wurde letzte Woche überfahren und ich wusste noch, wie traurig mich das gemacht hatte.
Es war so still, so friedlich, genauso wie wir es uns erträumt hatten. Nur Felder und Wiesen um uns herum. Ganz weit in der Ferne konnte man den Schweinestall sehen und manchmal die traurigen Augen, wenn sie abgeholt wurden. Jack fühlte sich hier auch wohl, lag oft stundenlang im Gras, während wir den Grill an feuerten, oder abends die Sterne bewunderten.
So romantisch…….harmonisch und einfach nur wunderschön.
Jeden Augenblick würdest du aufstehen und zu mir nach unten kommen, oder nicht?
Du würdest dich leise heran schleichen, mich von hinten in den Arm nehmen und mir ein zärtliches guten Morgen ins Ohr flüstern. Ich würde mich lächelnd um drehen und dir sanft einen Klaps auf deinen nackten Po geben, bevor du grinsend im Badezimmer verschwinden würdest. Morgens nackt durchs Haus zu laufen, war ein Luxus den man sich nur hier erlauben konnte.
Ja das Badezimmer.
Es war ein Traum aus schwarz und weißen Fliesen. Eine riesige Regendusche, mit langer Glasfront und eine Badewanne, welche halb im Boden versenkt war. Wir hatten alles so geplant, dass man auch im Alter dieses Bad noch nutzen konnte. Was hatten wir gelacht, als wir daran dachten hier im Alter mit einem Rolator ein Wettrennen zu veranstalten. Wie kleine Kinder hatten wir hier herum gealbert und jedes Mal waren wir froh gewesen, dass unsere erwachsenen Kinder uns so übermütig nicht sehen konnten.
Lange hatten wir daran gearbeitet. Den Boden ausgeschachtet, Schubkarrenweise das Geröll nach draußen geschafft und das manchmal bis spät in die Nacht. Als endlich alles fertig war, stellten wir die roten Teelichter auf den Rand der Wanne auf, löschten das Deckenlicht und stiegen beide gemeinsam zum ersten Mal in unsere riesige Wanne. Es war so romantisch, das ganze Bad in rotem Licht getaucht, gerade so als wären wir frisch verliebt…………bis meine Haare plötzlich am Teelicht Feuer fingen.
Wir haben beide so herzhaft und laut gelacht, das dass Badewasser in Wallungen geriet und über den Rand schwappte. Wenn wir Nachbarn gehabt hätten, ich glaube sie hätten uns für verrückt erklärt. Bei diesen Gedanken huschte mir ein zärtliches Lächeln übers Gesicht.
Ich seufzte leise und mein Blick fiel auf die alten Holzschuppen, links neben unserem Grundstück, welche immer noch nicht leer und entfernt waren. Ein Anfall von Panik überkam mich. Das Holz darin zu zerlegen und die Schuppen zu entfernen, würde nicht nur viel Geld, sondern auch Kraft kosten.
Ich fühlte mich kalt, leer und einsam in diesem Moment. Unendlich einsam und verlassen.
Mir fiel die Garage ein, welche immer noch nicht verputzt war und der Bauschutt, der noch immer drin lag. Die Hintertür, die noch nicht dicht war, der Keller welcher bei Regen voll lief, die Bäume, die noch gefällt werden mussten….und…und…und.
Ich merkte wie mich eine tiefe Traurigkeit und Mutlosigkeit überfiel.
Tief atmete ich die frische Morgenluft ein und während Tränen meinen Wangen hinunter liefen, versuchte ich mich zu beruhigen und wieder etwas positives zu finden.
Zitat
„ Du kannst Tränen vergießen, weil er gegangen ist, oder du kannst lächeln, weil er gelebt hat.“
Ich sah auf die gelben Fliesen der Terrasse, auf der sich die schmutzigen Spuren von Jack befanden und ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Seine Lieblingsbeschäftigung bestand darin, mit seinem guten Freund Aibo, ein stattlicher Rideback, über meine Beete zu rennen und den Dreck überall auf der Terrasse zu verteilen. Wenn das geschafft war, rannten beide durch die Zypressenhecke, die mittlerweile ein riesen Loch auf wies. Rüdiger, mein Mann, sowie das Herrchen von Aibo lachten unterdessen und riefen wie aus einem Mund :
„ Nicht durch die Hecke !“
Sie lachten dann jedes Mal laut, während sie ihren „ Fusel“ mit Brause tranken. Ich höre die beiden noch immer lachen.
Es ist erstaunlich, wie viele, kleine, positive Details der Mensch aufnehmen kann und tief in seinem Herzen speichern kann, während man selbst die Freiheit besitzt, diese ab zurufen, wenn man es am nötigsten braucht.
Lächeln sah ich auf die Pflanze, die wir vor kurzem noch eingepflanzt hatten und auf die Blutbuche, mitten auf dem Rasen, die dieses Jahr zum ersten Mal Blätter trug.
Rüdiger sagte mal, dass dieser Baum ihm Schatten spenden sollte, wenn er alt und stattlich geworden war, ich glaube er meinte beide…..den Baum und sich selbst. Er war stolz darauf ihn gepflanzt zu haben.
Die schwarzen Rattanmöbel auf der Terrasse sahen verwaist aus, an diesem Morgen und sie waren Nass von der Nacht. Ich erinnerte mich an vorgestern, den letzten warmen Abend, wo wir hier lange draußen saßen und geredet hatten. Glücklich und voller Zuversicht.
Die Grillen zirpten so laut, das es fast in den Ohren weh tat und die Sterne waren so hell und klar gewesen, dass wir Vermutungen anstellten, wer dort oben noch alles wohnen würde. An diesem Abend sagte Rüdiger etwas sehr seltsames zu mir. Er sagte und es standen Tränen in seinen Augen :
„ ich möchte mich bei dir bedanken, dass du mich nie unter Druck gesetzt hast, dass unser Haus schnell fertig wird.“
Ich war gerührt und erstaunt zu gleich, denn so sensibel kannte ich ihn nicht. Normalerweise war ich ein ungeduldiger Mensch, mir konnte nie etwas schnell genug gehen, wenn ich mir erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann musste es perfekt sein. Lange bevor wir dieses Haus gekauft hatten, sprachen wir darüber und es war Rüdiger wichtig, zu wissen, dass wir seinem Tempo folgten und nicht meinem. Ich gab ihm mein Wort darauf und hielt mich auch daran.
Wenn ich geahnt hätte, was nächsten Tag auf uns zu kommen würde, hätte ich mich noch einmal an ihn geschmiegt und mich in seinen Armen verloren, aber wir waren beide zu müde dafür, als wir zu Bett gingen.
War es tatsächlich erst vorgestern gewesen?
Fortsetzung folgt ...... |
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Google
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Verfasst am: Titel: Sponsored Link |
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Gast
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Verfasst am: Do Mai 08, 2014 4:43 pm Titel: |
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oh, das sind sie -die geschichten, die mitten in das herz gehen. sehr schön und einfühlsam geschrieben und es fühlt sich echt an -und traurig. dir alles gute für die zukunft. |
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Gast
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Verfasst am: Do Mai 08, 2014 5:01 pm Titel: |
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nein....diese Geschichte soll nicht traurig machen, sondern Mut. |
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