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Gast






BeitragVerfasst am: Sa Nov 10, 2018 7:06 pm    Titel: Ein Besuch mit Folgen Antworten mit Zitat

Vor einiger Zeit, besuchte ich einen Straußenhof, ganz in der Nähe meines Heimatorts. Es hat etwas faszinierendes, diese exotischen Riesenvögel hier, sozusagen in freier Wildbahn zu beobachten. Der Chef vom Straußenhof erzählte den Besuchern eine Menge interessanter Details über „seine" Vögel. Wusstet ihr z.B., dass der Schwanz bei diesem Vogel „Signale" aussendet? Zeigt er nach unten, dann ist alles gut. Steht er dagegen nach oben, stimmt etwas nicht. Wie schön wäre es, wenn auch wir Menschen solch eine „Signalanlage” hätten. Stimmt’s?
Die Augen des Straußes können bis zu 5cm Durchmesser bei einem erwachsenen Tier erreichen. Seine Sehleistung ist enorm. Allerdings sind seine Augen größer als sein Gehirn. Daraus folgt, dass der Laufvogel bei Gefahr, statt über Rettung zu grübeln, einfach davon flitzt und dabei Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h erreicht. Beachtlich, oder?

Der Spruch „den Kopf in den Sand stecken", wenn man etwas nicht sehen möchte, wurde ursprünglich vom Verhalten des Straußes abgeleitet. Nur steckt der den Kopf gar nicht in den Sand, sondern er pickt ständig am Boden, um Futter, Gräser und Insekten zu fressen. Nicht einfach, wenn man bedenkt, dass am Ende ein stattliches Gewicht von 120 kg herauskommen soll.

Bei meinem Besuch auf dem Straußenhof wies uns ein Pfleger auf ein Straußenweibchen hin, das deutlich kleiner als die übrigen Hennen war und von diesen irgendwie argwöhnisch beäugt wurde. So erschien es mir jedenfalls. Dabei machte er dann die Bemerkung, die mich zu meiner Geschichte inspiriert hat: „Die Größe der Vogel-Dame ist doch piep-egal. Sie ist eben anders, aber Hauptsache sie ist gesund!"


Die Größe ist doch piep-egal!


„Was will die neue Henne im Gehege?”, Bonprix, die stattliche Straußen-Dame, ist verstimmt. Sie mustert ihre Nebenbuhlerin ein wenig von oben herab. Schließlich heißt sie nicht umsonst „Bonprix"! Auf zahlreichen Ausstellungen ist sie mit Preisen geehrt worden, und sie wird natürlich auch gern den Besuchern des Geheges vorgeführt. Dieses Privileg lässt sie sich garantiert nicht nehmen! Sie beschließt eine Balz-Offensive zu starten. Entschlossen schmeißt sich die Henne auf die Knie, schlägt mit den Flügeln auf den Boden. Hahn Moritz wird schon sehen, wer hier die Schönste und Klügste im Gehege ist. Viel zu lange hat die winterliche Kälte und Nässe alle Frühlingsgefühle gekillt. Jetzt steigt die Sonne wieder höher und mit ihr Bonprix’s Lust aufs Eierlegen. Das tut sie stets vom Frühling bis zum Herbst. Und dabei kommt sie auf durchschnittlich 60 Eier. Jedes davon ist anderthalb Kilo schwer! Das soll ihr erst mal eine andere Henne nachmachen. Verächtlich funkelt sie ihre Nebenbuhlerin um die Gunst des Hahns aus ihren riesigen Kulleraugen an. Moritz ist „ihr" Hahn und wird, wie in den vergangenen Jahren, ihre Eier streng bewachen. Soll sich doch die Andere, die sich nicht mal vorgestellt hat, einen eigenen Liebhaber aussuchen. Aber Moritz ist eben auch nur ein Hahn, der sofort der Neuen schöne Augen macht und sie mit rhythmischen Flügelschlägen umkreist.„Widerlich, dieses alberne Balzverhalten!", denkt Bonprix. Nun wird sie erst richtig sauer als sie merkt, dass die junge Henne scheinbar überhaupt kein Interesse an Moritz hat, sondern völlig unbeeindruckt weiter im Sand scharrt.

Da erscheint auf einmal Bronhilde auf dem Gelände. Bronhilde ist noch nicht so lange auf der Straußenfarm, aber sie hat sich schnell mit ein paar älteren Hennen dort angefreundet, die begeistert ihren Geschichten lauschen, denn Bronhilde ist weitgereist. Sie kam eigentlich in Australien zur Welt, war vorübergehend in einem Zoo in England, ehe sie dann hier herkam. Schon von weitem sieht sie das Schauspiel: Den balzenden Moritz, die gleichgültige junge Henne und natürlich die aufgebrachte Bonprix. Zu der eilte sie nun schnurstracks. Gemeinsam beobachten sie die junge Henne. „Sieh doch nur, wie klein sie ist", begann Bonprix. „Ja, verglichen mit uns, ist sie ein richtiger Zwerg", pflichtete ihr Bronhilde bei. „Ihre Eier werden wohl kaum größer als die Eier eines Huhns sein", fuhr sie fort. „Hast du gesehen, dass der Züchter ihr ein Ei weggenommen hat? Wahrscheinlich ist die sogar zu blöd zum Brüten!", stichelte Bonprix. So ging es noch eine ganze Weile weiter. Inzwischen hatten sich noch andere Hennen zu den beiden „Läster-Straußen" hinzu gesellt. Die meisten verhielten sich neutral, aber ein paar beteiligten sich eifrig an den Schmähungen gegen die junge Straußen-Dame. Die schien das Gezeter aber völlig kalt zu lassen. Unbeirrt verzehrte sie weiter das frische Grün an der Futterstelle des Straußenhofs.

Dann geschah etwas Seltsames. Der Besitzer erschien mit einem faustgroßen Jungtier in den Händen. Er hielt es lachend in die Höhe und verkündete: „Der erste Nachwuchs in diesem Jahr! Aus so einem kleinen Ei, von einer so kleinen Straußen-Dame, ist so ein kräftiges Küken geschlüpft! Nie hätte ich das für möglich gehalten. Da sieht man wieder, dass die Größe und das Aussehen piep-egal sind!" Und mit einem Blick auf Bonprix und ihre Freundinnen mahnte er: „Strengt euch mal ein bisschen an! Bis jetzt habt ihr nichts als „taube" Eier produziert. Marsch, an die Arbeit! Die Hähne warten!"

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susi61
entdeckend


Anmeldedatum: 04.12.2017
Beiträge: 116

BeitragVerfasst am: So Nov 11, 2018 10:18 am    Titel: Antworten mit Zitat

Eine herzerfrischende Geschichte, sorgt sie doch automatisch zum schmunzeln. Wenn Menschen sich nicht oft genug ebenso verhalten würden wie die Tierwelt, gäbe es viel weniger Anekdoten über ihr online-Verhalten ebenso wie ihre Reaktionen im realen Leben. Very Happy
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Gast






BeitragVerfasst am: So Nov 11, 2018 11:11 am    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank, liebe Susi, für deinen Kommentar. Du hast es ganz richtig erkannt. Tierisches Verhalten ist sehr gut geeignet, um menschliche Schwächen ein bisschen auf den Hobel zu nehmen. Natürlich verhalten sich "echte" Tiere in freier Natur ganz anders. Ihr Verhalten sollte nicht nach menschlichen Maßstäben gemessen werden. Und doch neigen wir dazu, ihnen diese oder jene Charakterzüge zu unterstellen. Meine Geschichte tut das auch...Smile

LG a.
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