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Gast
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Verfasst am: Mo Nov 18, 2013 10:28 pm Titel: Ein Indianer kennt keinen Schmerz |
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Ein Indianer kennt keinen Schmerz
Den ganzen Tag hatte ich es gespürt. Mittags fing es leicht an zu drücken unter der Sohle, und wie
ein Geschwür schien sie zu wachsen, die Blase. Ich kam während der Geschäftszeit aus den Schuhen nicht heraus,
und so konnte sie sich entfalten, wurde größer und größer. Dabei hatte ich das Gefühl, je mehr ich sie ignorierte,
desto mehr baute sie sich auf. Aber ich bin ja nicht umsonst ein Mann - ein Indianer kennt keinen Schmerz.
Obwohl... ein wenig tat es schon weh. Aber der Fuß wurde ein wenig verkantet, und so klappte es mit
dem Laufen trotz dieser Einschränkung ziemlich gut. Es waren ja nur noch ein paar Stunden bis zum Feierabend,
in denen ich die hämischen Bemerkungen meiner Kollegen ertragen musste. Was wussten die schon von Tapferkeit.
Der Heimweg gestaltete sich schwierig, weil durch die einseitige Belastung mittlerweile der ganze Fuß
schmerzte. Zunächst dachte ich daran, ein Taxi zu nehmen, entschloss mich aber dann doch, mit
zusammengebissenen Zähnen an der Bushaltestelle auszuharren. Zu Hause angekommen, fühlte ich
mich deshalb zwar ein wenig angegriffen, aber ich war auch stolz darauf, es geschafft zu haben.
Auf der Couch sitzend zog ich den Schuh behutsam aus, um den Fuß nicht noch mehr zu schädigen.
Unter Vermeidung eines Blutstaus bettete ich ihn sodann auf ein Kissen, das ich zur Unterstützung seiner Ruhestellung
auf den Wohnzimmertisch gelegt hatte. Ein wenig erschöpft lehnte ich mich dann zurück, um die nächsten sinnvollen
Schritte zu durchdenken.
Die schwierigste Aufgabe war es wohl zunächst, den Strumpf vom Fuß zu entfernen. Ich könnte ihn vom Fuß
schneiden. Das könnte ich aber auch der fachlichen Kompetenz der Sprechstundenhilfe meines Hausarztes überlassen -
oder sollte ich gleich sinnigerweise einen Chirurgen konsultieren?
Das Damoklesschwert einer Krankmeldung schwebte über meinem geistigen Auge. Aber auch der
gefährliche Weg, den es brauchte, dort hin zu kommen. Also entschloss ich mich zunächst zur Eigentherapie,
so unvernünftig das auf den ersten Blick auch erscheint. Aber ein Indianer kennt ja keinen Schmerz.
Als ich die Socke vom Fuß zog, war ich mir der Gefahr bewusst, die Haut in Streifen mit abzuziehen. Doch wider Erwarten
ließ der Strumpf sich entfernen, ohne Schaden anzurichten. Etwas lindernd wirkte dann die Luft, die die Sohle
frei umfächelte. Ich konnte wieder ein wenig klarer denken.
Ein Blick auf die Wunde war wohl kaum möglich. Zunächst grauste es mich davor, und ich wollte Fuß und Bein durch das
Heranziehen nicht noch über Gebühr beanspruchen und einen eventuellen Krampf riskieren. Der Schlafzimmerspiegel war
da eine ganz gute Idee. Ganz vorsichtig stand ich deshalb auf, hinkend bewegte ich mich zum Schrank im Flur, in
dem ich das Bügelbrett wusste. Dieses benutzte ich dann als Krücke, um den Weg ins Schlafzimmer bewältigen zu
können, wo ich mich dann langsam auf das Bett gleiten ließ. Lang ausgestreckt quälte ich mich in eine Position,
aus der ich die Unterseite des Fußes in der Spiegeltür des Schlafzimmerschrankes betrachten könnte.
Auweia! Was für’n großes Ding. Weltrekord wahrscheinlich. Verwunderlich, dass ich damit überhaupt noch in der Lage
gewesen war, mich fort zu bewegen.
Was sollte ich nur tun? Laut um Hilfe rufen? Mit meiner Mutter telefonieren? Nee, die würde wieder versuchen, mich
mit Fencheltee und geriebenem Apfel zu kurieren. Eine Freundin oder einen Freund mit meiner Verwundung belasten?
Meine Geschwister in Angst und Schrecken versetzen?
Nein, es würde nichts nützen, mein Leid auf andere zu übertragen. Ich müsste da wohl selber durch. Es würde
zwar entsetzlich, das alles allein durchzustehen, doch auch dieses Opfer wollte ich gerne noch bringen für die
Menschen, die ich liebte.
Solcherart zum Märtyrer erhoben gewann ich wieder ein wenig Kraft, die nächsten Schritte zu bedenken.
Aufstechen war der nächste Gedanke. Doch das Risiko einer Blutvergiftung schien mir unangemessen hoch. Aber auch
ein unbehandeltes Dahinsiechen schien nicht die richtige Lösung zu sein.
Ein Fußbad, für dessen Vorbereitung ich fast zwei Stunden brauchte, verschaffte ein wenig Linderung. Während
der zwölfeinhalb Minuten in handwarmem Wasser, die ich dem Fuß gönnte, schnitt ich ein Bettlaken in breite
Streifen, um mir selbst Verbände anlegen zu können. Danach tupfte ich den Fuß vorsichtig ab, ließ den Rest an der
Luft trocknen, und trotz des wilden Schmerzes, der brennend meinen ganzen Körper zu durchtosen schien, schaffte ich
es, ein wenig Salbe auf die Verwundung aufzutragen. Dann wechselte ich das T-Shirt, das völlig durchgeschwitzt war.
Es gestaltete sich ziemlich schwierig, die Lakenlappen ohne fremde Hilfe um den Fuß zu schlingen. So war es
schon weit nach Mitternacht, als ich endlich mit Hilfe meines Bügelbretts ins Schlafzimmer wanken konnte,
um wohlverdiente, heilsame Ruhe zu finden. Starke Schmerztabletten sollten mir dabei helfen.
Als ich erwachte, horchte ich in mich hinein, ob ich ein Brennen im Bein verspürte. Nein. Und auch bei näherer
Untersuchung zeigte sich kein roter Streifen, der sich an ihm hinaufzog. Ein tiefer Seufzer löste sich aus
meiner Brust. Ich hatte überlebt!
Der Blick über den Spiegel zeigte, dass diese Riesenblase, die mich gestern noch schier auffressen wollte, sich
zu einem schlaffen Hautlappen zurück gebildet hatte. Ich stand auf und versuchte die ersten Schritte – erst mit, dann
sogar ohne Bügelbrett. Ohauehaueha, ich konnte wieder gehen! Wenn auch nur eingeschränkt, da der
ganze Fuß noch schmerzte. Dennoch fasste ich den verwegenen Plan, den Weg zur Arbeitsstätte selbst bewältigen zu wollen.
Den Gedanken an eine Sandale am unbedeckten, rekonvaleszenten Fuß gab ich schnell auf, draußen hatte es
geschneit. Also die weichsten Socken herausgesucht und die weitesten Schuhe, die ich hatte.
Im Büro angekommen fiel es natürlich sofort auf, wie schleppend ich den Fuß hinterher zog. Doch auf die teilnahmsvollen
Fragen meiner Kollegen erwähnte ich nur eine kleine Blase, ohne etwas von meinem Leidensweg zu erzählen.
Schließlich: Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Es tat mir wohl, so tapfer gewesen zu sein.
Hoffentlich hielt das Schicksal nicht noch einen Rückfall für mich in petto.
Robert Kühl |
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Gast
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Verfasst am: Mo Nov 18, 2013 11:31 pm Titel: |
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Mein lieber, geschätzter @Enw,
Welch tragisches Schicksal musstest du an diesem Tag erleiden.
Ich bedaure dein Leid aus tiefstem Herzen. Wie sehr du gelitten hast.
Was kann die Ursache gewesen sein?
Ein neuer Schuh oder etwa ein paar Sandkörnchen, die deine zarte
Fußsohle wie Sandpapier bearbeitet haben? Ein falsches Fußbett ?
Die Schmerzen stelle ich mir entsetzlich vor. Damit hast du tapfer durchgehalten.
Eine wahre Heldentat. Ja, ich möchte sagen, du bist ein richtiger Mann !!!
Hart wie Kruppstahl. Wünscht sich nicht insgeheim jede EVA einen solchen
Mann ???
Der Ex-Meinige hätte das ganz sicher nicht vollbracht. Schon bei der
kleinsten Erkältung ist er fast verstorben.
Und du - DU behandelst dich auch noch selbst. Nimmst Rücksicht auf
die Familie und alarmierst nicht mal die 112. Du bist ein echter Indianer.
Bitte entschuldige, ich möchte deine empfindliche Seele natürlich nicht
kränken, aber ich kann nicht umhin dir zu sagen, wie Frau mit dieser
fast lebensbedrohenden Situation umgegangen wäre.
Bei Feststellung des Istzustandes hätte sie ihre Handtasche geholt und
die Toilette aufgesucht.
Aus den unendlichen Tiefen einer Damenhandtasche wäre ein Blasenpflaster ans Tageslicht gekommen.
Sie hätte Schuh und Strumpf ausgezogen das Pflaster aufgeklebt und wäre anschließend freundlich lächelnd an ihren Arbeitsplatz zurück gekehrt.
So hätte sie schmerzfrei den Arbeitstag beendet und zuhause keinen
Gedanken mehr an diese kleine Blase verschwendet.
Zuletzt bearbeitet von Gast am Mo Nov 18, 2013 11:50 pm, insgesamt einmal bearbeitet |
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Gast
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Verfasst am: Mo Nov 18, 2013 11:45 pm Titel: |
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Frauen haben ja auch viel mehr Erfahrung mit Blasen. |
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Gast
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Verfasst am: Mo Nov 18, 2013 11:51 pm Titel: |
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Ich wusste es doch, du bist ein verständiger Mann. |
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Gast
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Verfasst am: Di Nov 19, 2013 12:14 am Titel: |
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Ich bin heilfroh, dass du eine verständige Frau bist.
Und mitfühlend. Ich hab' noch nie erlebt, dass eine Frau sich so viele Gedanken über meine Füße gemacht hat.
Die Geschichte mit deinem Mann ist so ungewöhnlich gar nicht. Wir Männer sind zwar leidensfähiger als ihr Frauen, dafür trifft's uns aber immer mindestens doppelt so schlimm.
Da habt ihr's doch ganz gut. |
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Gast
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Verfasst am: Di Nov 19, 2013 12:21 am Titel: |
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Da siehste mal, was in so einer kleinen Frau alles drin steckt. |
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Gast
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Verfasst am: Di Nov 19, 2013 12:53 am Titel: |
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Ich weiß nicht ... so klein wirkst du gar nicht |
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Gast
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Verfasst am: Di Nov 19, 2013 1:23 am Titel: |
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mit der Klappe vllt. nicht..........
aber mit der Höhe !!! |
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Gast
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Verfasst am: Di Nov 19, 2013 1:42 am Titel: |
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Ich denk' mal, hier kommt's eher auf Klappe an als auf Höhe.
In diesem Sinne halte ich dich durchaus für angepasst |
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