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JSonne entdeckend
Anmeldedatum: 27.08.2015 Beiträge: 1056
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Verfasst am: Fr Sep 18, 2015 7:14 pm Titel: Familie und Beruf - eine Sache der Organisation |
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Nach meiner ersten Ehe fand ich vor über 40 Jahren den "Mann meiner Träume". Er war Witwer, hatte sieben Kinder, war 17 Jahre älter und hatte einige Schulden. Wir wagten einen Neuanfang und zogen mit Sack und Pack und allen Kindern vom Süden der Republik über 650 Kilometer weit nach Nordwesten. Was das für die Kinder hieß, konnte ich mir sehr gut vorstellen - war mein Leben doch bis zu diesem Zeitpunkt umzugsmässig im wahrsten Sinne des Wortes "zigeunerhaft". Von einer kleinen Wohnung in ein Haus mit Garten umsiedeln heißt: mehr Räume einrichten. Gardinen, Lampen, Schränke – notwendige Dinge anschaffen. So kamen zu dem Abtragen der Altschulden die Kosten der Neuanschaffungen dazu. Als das erste gemeinsame Kind zur Welt kam, war unser größter Vorteil, dass alle Kinder sich über das Baby freuten und jedes der Geschwister wollte unbedingt Babysitter sein. Daher entschloss ich mich, wenigstens einen Halbtagsjob anzunehmen, damit die finanzielle Belastung für meinen Mann und mich erträglicher wurde. Nach dreimonatiger Suche fand ich auch einen sicheren Arbeitsplatz. Die Organisation machte mir zuerst ein wenig Kopfzerbrechen... nicht wegen der Arbeit. Nein, das Problem bestand nur in mir selbst. Ich hatte ein fürchterlich schlechtes Gewissen, das Baby (als ich anfing zu arbeiten war es sechs Monate alt) und manchmal auch den mittlerweile knapp Siebenjährigen für eine halbe bis maximal eine Stunde allein zu lassen. Alle Familienmitglieder waren es gewohnt einen Teil der täglichen Pflichten zu erledigen. Sei es Schuhe putzen oder auch bügeln; Müll herausbringen oder Staubsaugen; Fenster putzen und Schränke auswischen war auch kein Thema. Das Wäsche flicken, Strümpfe stopfen usw. wurde von allen gemeinsam erledigt. In Zeiten der Erdbeerschwemme, Apfelernte usw. wurde von allen Kindern fleißig mitgeholfen. Der Wocheneinkauf war zwar nur mit Hilfe des PKW möglich – denn die Mengen, die in einer Woche benötigt wurden, waren enorm. Aber trotzdem waren es niemals mehr als zwei bis drei Einkaufswagen voll Lebensmittel. Mit einem oder zwei von den Kindern zum Wagenschieben, auspacken an der Kasse – einpacken in den Wagen und dann das Auto vollladen war diese Arbeit schnell geschafft. Ich war es schon aus früheren Jahren gewohnt, immer einen vorbereiteten Zettel an der Pinnwand zu haben um sofort fehlende Lebensmittel aufzuschreiben. Der Vorrat ging niemals aus – dafür sorgte ich. Außerdem hing in der Küche immer ein großer Kalender, damit ich alle Termine der Kinder eintragen und diese auch stets "vor der Nase" hatte. So wurde nichts vergessen! Vom Zahnarztbesuch bis zum Geburtstag – alles war vermerkt. Ein ganz bestimmter Tag in der Woche wurde zum Einkaufstag erklärt und davon wich ich auch nicht ab. Wenn etwas vergessen wurde einzukaufen (kam so gut wie niemals vor wegen dem Einkaufszettel), dann wurde der Speiseplan umgeschmissen und so gestaltet, dass ich mit den vorhandenen Lebensmitteln zurechtkam. Für den Sonnabend wurde von allen Familienmitgliedern die Parole an Freunde ausgegeben: "Fest verplant". An diesem Tag wurden gemeinschaftliche Arbeiten erledigt. Betten abziehen, waschen, bügeln, Gardinen abnehmen und waschen usw., gemeinschaftliches Wäsche flicken auf der Terrasse – mit lachen, Geschichten erzählen wie zu Großmutters Zeiten. Oder wir fuhren zum Erdbeerpflücken (120 Kilogramm waren in diesen Jahren die Norm) - anschließend wurde alles verarbeitet zu Marmelade, Gelee oder auch eingefroren. Bei Sonderangeboten von Gemüse im Herbst kauften wir im Großen ein und alle Familienmitglieder – vom ältesten bis zum jüngsten Kind - standen in der Küche und putzten, wuschen und schnippelten, bis alles in der großen Wanne zum mischen parat war. Mein Mann schweißte die mit Gemüse gefüllten Beutel zu. Und ich brauchte meistens nur zu dirigieren. Hatte zwar die Verantwortung und klebte auch mal hier ein Pflaster und versorgte da ein Leckermäulchen, aber durch die gemeinschaftliche Arbeit war auch gemeinschaftliches Unterhalten, Lachen usw. angesagt. Die Gemüsemenge war so kalkuliert, dass ich stets gut über den Winter kam. Wenn wir Fleisch einkauften, geschah dies auch nur in großen Mengen. Hackfleisch zum Beispiel wurde frisch gekauft und sofort zu Frikadellen verarbeitet. Da stand ich dann mit insgesamt vier bis fünf Pfannen (ich hatte zusätzlich eine Athmosphera) und briet die Dinger ab, was das Zeug hielt. Nach dem Auskühlen wurde auch dies portionsweise eingefroren. Denn drei oder vier Mahlzeiten kochen dauert unwesentlich länger wie nur eine Mahlzeit zuzubereiten. So waren es niemals unter 150 Frikadellen, die von mir an einem Tag zubereitet und dann eingefroren wurden. Frühmorgens war ich die erste, machte mich fertig, weckte meinen Mann und die Kinder. Während sich mein Mann rasierte, duschte, sich anzog, bereitete ich das Frühstück und die Schulpausenbrote zu. Die Kinder kamen je nach Schnelligkeit (beim Waschen, Zähne putzen, kämmen usw) zum Frühstücken in die Küche. Dies - und in den ersten Jahren auch das Abendbrot - waren die beiden wichtigsten Mahlzeiten des Tages. Denn diese verbrachten wir gemeinsam alle zusammen am Tisch. Anschließend – noch vor dem Schulweg - mussten die Größeren das Morgengeschirr abwaschen, abtrocknen und wegräumen. So hatte ich die Gewähr, dass die Küche in Ordnung und sauber war und die älteren Kinder auf zügiges frühstücken der Kleineren achteten. Wenn dann alle das Haus verlassen hatten, lüftete ich, machte die Betten und erledigte meinen Teil der Hausarbeit. Versorgte das jüngste Kind und bereitete das Mittagessen zu. Mittags verließ ich zusammen mit meinem Mann das Haus, nachdem ich für die ersten "Rückkehrer" aus der Schule den Tisch gedeckt hatte. Der Arbeitsplatz meines Mannes lag nur vier Kilometer von der Wohnung entfernt, so dass er jeden Tag die Mittagspause zu Hause verbringen konnte. In späteren Jahren, als ich meine Arbeitszeit auf Vollzeit erweiterte, kochte ich abends vor, mein Mann erledigte das Überwachen der Hausaufgaben, bereitete für die Kinder das Abendbrot zu. (Dies war allerdings nur eine begrenzte Zeit). Die anfallende Arbeit war ja auch unter den Kindern geregelt. Eines der jüngeren Kinder war für das Staubsaugen verantwortlich. So bekam unsere damals 12jährige Tochter von uns einen Staubsauger "geschenkt". Mit dem Hinweis "Der ist nur für dich und wenn jemand den Staubsauger benutzen will, muss er dich fragen!" hatte ich nie wieder so einen sauberen Teppichboden wie zu dieser Zeit! Dadurch, dass wir alle anfallenden Arbeiten gemeinsam erledigten, hatten wir natürlich auch zusammen Freizeit, die wir gemeinsam verbringen konnten. Wir spielten mit den Kindern abends draußen im Dunkeln verstecken, fangen oder gingen zum Schwimmen, machten Lagerfeuer und Hausmusik. Mit den Jahren kamen dann noch auf meinen Wunsch hin zwei weitere Kinder hinzu, andere verließen das Haus – heirateten und zogen wieder in andere Städte. Man fragte mich früher oft: "Wie machen Sie das, so viele Kinder und noch arbeiten?!" Meine Antwort war und bleibt: "Organisation ist alles - und vor allen Dingen Kinder zum Helfen anhalten." Der Rest ist einfach nur Liebe!
das habe ich vor einigen Jahren geschrieben - aber ich denke dass es immer noch Gültigkeit hat...... |
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