|
50plus Forum - Liebe & Partnerschaft, Hobby, Reisen, Witze, Geschichten, Regional, Klatsch und Tratsch Das Forum zum Gedankenaustausch für die Generation 50plus. Ob Partnerschaft, Hobby, Sport oder Politik - Diskutieren Sie mit anderen Menschen über das, was Sie bewegt.
Sollten Sie noch kein Mitglied sein, dann melden Sie sich hier kostenlos und unverbindlich an.
|
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Gast
|
Verfasst am: So Mai 08, 2011 4:37 pm Titel: meine Katze und ich - zwei Welten die da zusammen leben |
|
|
Meine Katze ist bei mir unten durch.
So was von unten durch, unten durcher geht gar nicht mehr.
Was hab ich ihr nicht alles im Lauf der Jahre großmütig verziehen.
Das sie mitten in der Nacht das ganze Haus auf den Kopf stellt, weil draußen ihr Freund vor lauter Verlassenheit das Dorf zusammen jault.
Das sie, wenn man sie nicht zackig genug herein lässt, einfach an den Fensterstreben hochklettert um dann kläglich miauend, dort oben zu hängen um mir deutlich zu machen, wie herzlos ich bin, so ein armes Katzenwesen, draußen vor der Tür versauern zu lassen.
Das macht sie übrigens nur wenn`s regnet, das hochklettern an den Fensterstreben – sie denkt da nämlich an meinen Adrenalinspiegel und meine natürliche Aversion gegen das Fenster putzen.
Dieses Spielchen geht natürlich auch andersrum, wenn sie nach draußen will und ich nicht schnell genug als Türöffner diene, dann kratzt sie sämtliche Türen zusammen.
An manchen Tagen gewinne ich den Eindruck ich bin ein rotierender Türöffner.
Im drei Minutentakt,
Haustüre auf, Madame herein, Haustüre zu.
Terrassentüre auf, Madame heraus, Terrassentüre zu.
Terrassentüre auf, Madame herein, Terrassentüre zu.
Haustüre auf, Madame heraus, Haustüre zu.
Ohne große Übertreibung – so könnte ich jetzt locker die nächsten 10 Seiten füllen. Aber im Gegensatz zu manch einer Katze, tu ich keinem Menschen so eine Unendlichkeit an.
Ich hab ihr verziehen, dass sie immer, wirklich immer, wenn ich mein Nickerchen auf dem Sofa hielt (ich bin ja mittlerweile so ein oldsmobile, das solche Ruhepausen braucht) sie mit einem Satz auf meiner Brust saß, nur um dann gelangweilt davon zu schlenzen und so zu tun, als ob ich gar nicht da wäre.
Nur den mitternächtlichen Angriff, als ich im Schlafsack unter freiem Sternenhimmel im Garten schlief, den hab ich ihr nie so ganz verziehen – da fehlte nicht viel und ich wäre fast einem Herzschlag erlegen – als ob man so mit einem oldsmobil umgehen würde.
Ich hab ihr verziehen,
was ein jahrelanger Lernprozess war,
dass sie jeden Morgen- wenn ich die Augen noch nicht einmal richtig offen habe und ich mich hilflos tastend in der Küche bewege, um fast blind und gänzlich denkunfähig nach dem Ding zu suchen, das sich Kaffemaschine nennt -
eine permanente Fußangel darstellt, die erst zum Gott erbarmen jämmerlich vor sich hinfiept, um dann,
im Angesicht des drohenden Hungertods, von jämmerlich in die empörte Tonlage zu schalten.
Bin ich dann zu oldsmobilmäßig und berühr Madam noch ausversehenerweise in dieser empörten Tonlage – was ja nicht ausbleibt, wenn eine Katze eine lebende Stolperfalle sein will – dann faucht sie mich doch tatsächlich an.
Manchmal kommt da der Wunsch in mir hoch, so ein klitzekleines bisschen katzenemanzipiert zu sein und ich fauch einfach zurück.
Dann guckt sie mich an, als wäre ich bekloppt.
Ich hab wortlos, um nicht zu sagen sprachlos, akzeptiert, das sie mir tote Mäuse vor die Türe legt und ich hab mir von einem netten Menschen erklären lassen, dass das ein Liebesbeweis erster Kajüte ist.
Wie ich mir auch erklären ließ,
das Katzen, wenn sie mit den Augen blinzeln, lächeln.
Ab und an, also wenn ich nicht gerade schwer mit verzeihen beschäftigt bin, dann blinzel ich meine Katze an
und ab und an, wenn sie nicht gerade schwer damit beschäftigt ist, ein oldsmobil in den frühen Herztod zu treiben, dann blinzelt sie zurück.
Unten durch ist sie aber trotzdem, wir hatten nämlich ein agreement
das da hieß, sie sorgt dafür das keine Mäuse ins Haus kommen, und ich übe mich im Verzeihen wie ein Weltmeister.
Alle normalen Katzen halten sich an dieses agreement, und was tut meine?
Exakt alment, sie bringt eine Maus ins Haus, lebend.
Schmeißt mir dieses kleine, braune Fellgewusel vor die Füße, schaut mich an und – blinzelt.
Tscha nu sitzt die Maus hinter dem Bücherschrank und ich davor, bewaffnet mit einem kleinen Eimer um sie vielleicht da hinein zu bugsieren, wenn sie sich denn einmal hervor traut.
Ab und an schaut meine Katze vorbei und setzt sich ganz still und aufmerksam neben mich.Wir fixieren dann beide den Bücherschrank mit Blicken und harren der Maus die da kommt, oder auch nicht.
Weil ich ja keine Katze bin, fang ich an ganz leise vor mich hin zu fluchen. Vor allen Dingen darüber, dass das eigentlich ihr job wäre und dabei schau ich der Verzeihlichen sehr ernst, sehr tief
UND
ohne zu blinzeln in die Augen.
Worauf sie, was macht?
Richtig, sie blinzelt. Blink, blink, blink – und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich vermuten, da liegt ein:
Du machst das schon ganz gut
darin.
Dann gähnt sie herzzerreißend tief, zeigt all ihre scharfen Beisserchen, räkelt sich lange und genüsslich und tappert gelangweilt von dannen.
Bei mir ist sie unten durch, aber wenn ich das so richtig überblicke
bleibt mir gar keine Wahl als mühsam eine Stufe weiter, in der Kunst des Verzeihens zu klettern.
Und heute Abend, wenn ich immer noch mit meinem Eimerchen vor dem Bücherschrank sitze, kommt sie garantiert wieder und schaut mich pikiert an, weil die Maus immer noch dahinter sitzt.
Ich blinzel dann nur. |
|
Nach oben |
|
|
Google
|
Verfasst am: Titel: Sponsored Link |
|
|
|
|
Nach oben |
|
|
willfriedo0 entdeckend
Anmeldedatum: 14.12.2009 Beiträge: 1112 Wohnort: bei Lüneburg
|
Verfasst am: So Mai 08, 2011 6:41 pm Titel: |
|
|
Oh man, ist die Geschichte klasse. Voll aus dem Leben.
Der Hund denkt: Sie füttern mich, geben mir ein Dach über dem Kopf, sorgen sich um mich, wenn ich krank bin: Sie müssen Götter sein!
Die Katze denkt: Sie füttern mich, geben mir ein Dach über dem Kopf, sorgen sich um mich, wenn ich krank bin: Ich muß ein Gott sein!
Und so benehmen sie sich auch...Aber ein Leben ohne Katze ist ein Irrtum! _________________ Behandle Menschen so, wie Du selbst behandelt werden willst. |
|
Nach oben |
|
|
Gast
|
Verfasst am: Mo Mai 09, 2011 6:33 am Titel: |
|
|
...Yolanda - eine herrliche geschichte und wie auch Wilfried meint: " mitten aus dem richtigen leben " - ich hatte derer fellgenossen einige, sie sind jetzt mittlerweile alle im katzenhimmel, hoffe ich doch ( gibt's eigentlich auch eine katzenhölle?? *mal dumm anfrag*....
lebe jetzt in einer etagenwohnung im 3. stockwerk und habe mich schweren herzens entschlossen mir kein neues fell anzuschaffen, da ich es nicht katzengerecht finde, dass das liebe viechlein tagein tagaus, wocheein wocheaus, jahrelang in einer etagenwohnung leben muß mit katzenklo, kratzbaum und plastikspielzeugs...
meine katzen konnten durch die katzenklappe rein und raus, wann immer sie wollten ( wäre vielleicht einen versuch wert, solche anzuschaffen Yolanda ?? allerdings hatten wir daher auch des öfteren besuch anderer katzen, denen unser futter besser schmeckte als das in ihrem haushalt...
...muß aber zugeben, dass ich das weiche fellchen an den beinen vermisse wenn ich meine wohnungstüre öffne... |
|
Nach oben |
|
|
Gast
|
Verfasst am: Mo Mai 09, 2011 7:35 am Titel: |
|
|
Eine wirklich entzückend geschilderte Geschichte, die ich sehr gut nachempfinden kann. Katzen sind schon ganz besondere Tiere. Ich habe auch Hunde gehabt, aber die hatten nicht DIESE Persönlichkeit, auch wenn sie pflegeleichter und erziehbar waren...
Ja, es stimmt: "Hunde haben Herren, Katzen haben Bedienstete"... |
|
Nach oben |
|
|
|
|
Sie können keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Sie können auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Sie können Ihre Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Sie können Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Sie können an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
|
Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group
Deutsche Ãœbersetzung von phpBB.de
|