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Nachricht |
jürgen4 entdeckend
Anmeldedatum: 26.08.2009 Beiträge: 14
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Verfasst am: Fr Aug 28, 2009 9:45 am Titel: Wem ist Eugen Roth noch ein Begriff? |
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Ich mag seine Karikaturen unserer menschlichen Unzulänglichkeiten, in die er sich auch selbst einbezog, seine melancholischen Witze und Erzählungen. Am besten gefallen mir seine Gedichte und Verse aus der Reihe "Ein Mensch". Davon jetzt einige hier mit der Bitte: Ergänzt sie doch mit solchen, die ihr selbst noch von ihm kennt!
EIN MENSCH
Ein Mensch fühlt oft sich
Wie verwandelt,
Sobald man menschlich
Ihn behandelt.
UNGLEICHER KAMPF
Ein Mensch von innerem Gewicht
Liebt eine Frau. Doch sie ihn nicht.
Doch dass die ihn nicht ganz verlöre,
Tut sie, als ob sie ihr erhöre.
Der Mensch hofft deshalb unverdrossen,
Sie habe ihn ins Herz geschlossen,
Darin er, zwar noch unansehnlich,
Bald wachse, einer Perle ähnlich.
Doch sieh, da kommt schon einszweidrei
Ein eitler junger Fant herbei,
Erlaubt sich einen kleinen Scherz,
Gewinnt im Fluge Hand und Herz.
Ein Mensch, selbst als gereifte Perle,
Ist machtlos gegen solche Kerle.
EIN AUSWEG
Ein Mensch, der spürt, wenn auch verschwommen,
Er müßte sich, genau genommen,
Im Grunde seines Herzens schämen,
Zieht vor, es nicht genau zu nehmen.
DAS MITLEID
Ein Mensch, den andre nicht gern mögen,
Den von des Lebens Futtertrögen
Die Glücklicheren, die Starken, Großen
schon mehr als einmal fortgestoßen,
Steht wieder mal, ein armes Schwein,
Im Kampf ums Dasein ganz allein.
Dass uns es leid tut, das ist klar:
Sofern es unser Trog nicht war...
(Alle erschienen beim Carl Hanser Verlag)
Zuletzt bearbeitet von jürgen4 am Mo Aug 31, 2009 2:17 pm, insgesamt einmal bearbeitet |
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Google
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Verfasst am: Titel: Sponsored Link |
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kruemmelina angekommen
Anmeldedatum: 06.05.2009 Beiträge: 5
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Verfasst am: Fr Aug 28, 2009 9:55 am Titel: |
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Ich finde Eugen Roth wunderbar. Einer meiner Lieblingsautoren
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katervater angekommen
Anmeldedatum: 05.11.2008 Beiträge: 2
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Verfasst am: Fr Aug 28, 2009 11:33 am Titel: Danke für die Bereicherung |
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Hallo Jürgen4 , danke für diese Roth-Perlen , kannte sie noch nicht.
Mehr , bitte, bitte.....
dankbare Grüße katervater |
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jürgen4 entdeckend
Anmeldedatum: 26.08.2009 Beiträge: 14
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Verfasst am: Fr Aug 28, 2009 1:28 pm Titel: an katervater |
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An katervater
Also hier noch einige:
DAS SCHNITZEL
Ein Mensch, der sich ein Schnitzel briet,
Bemerkte, dass ihm das mißriet.
Jedoch, da er es selbst gebraten,
Tut er, als wäre es ihm geraten.
DIE GUTEN BEKANNTEN
Ein Mensch begegnet einem zweiten.
Sie wechseln Form- und Herzlichkeiten,
Sie zeigen Wiedersehensglück
Und gehn zusammen gar ein Stück.
Und während sie die Stadt durchwandern,
Sucht einer heimlich von dem andern
mit ungeheurer Hinterlist
Herauszubringen, wer er ist.
Das sie sich kennen, das steht fest,
Doch äußerst dunkel ist der Rest.
Das Wo und Wann, das Wie und Wer,
Das wissen alle zwei nicht mehr.
Doch sind sie, als sie nun sich trennen,
Zu feig, die Wahrheit zu bekennen.
Sie freun sich, dass sie sich getroffen;
Jedoch im Herzen beide hoffen,
Indes sie ihren Abschied segnen,
Einander nie mehr zu begegnen.
BEHERZIGUNG
Ein Mensch, der sich zu gut erschienen,
Als Vorstand dem Verein zu dienen,
Und der, bequem, sich ferngehalten,
Die Kasse etwa zu verwalten,
Der viel zu faul war, Schrift zu führen,
Kriegt einst der Reue Gift zu spüren.
Sein sechszigsten Geburtstag naht -
Wo schreitet wer zur Glückwunschtat?
Tut dies am Ende der Verein?
Nur für ein unnütz Mitglied? Nein!
Kein Ständchen stramm, kein Festprogramm,
Auch kein Ministertelegramm,
Kein Dankesgruß der Bundesleitung
Und keine Zeile in der Zeitung.
Wird etwa gar denn sein Begräbnis
Ihm selbst und andern zum Erlebnis?
Sieht man dortselbst Zylinder glänzen?
Schwankt schwer sein Sarg hin unter Kränzen?
Spricht irgendwer am offnen Grabe,
Was man mit ihm verloren habe?
Entblößt sich dankibar eine Stirn?
Läßt eine Hand im schwarzen Zwirn
Auf seinem Sarg die Schollen kollern
Bei Fahnensenken, Böllerbollern? -
An seinem Grab steht nur der Pfarrer
Und die bezahlten Leichenscharrer.
Der Mensch, der dies beschämend fand,
Ward augenblicks Vereinsvorstand. |
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Gast
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Verfasst am: Fr Aug 28, 2009 1:54 pm Titel: |
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Kleine Ursachen
Ein Mensch - und das geschieht nicht oft -
Bekommt Besuch, ganz unverhofft,
Von einem jungen Frauenzimmer,
Das grad, aus was für Gründen immer -
Vielleicht aus ziemlich hintergründigen -
Bereit ist, diese Nacht zu sündigen.
Der Mensch müßt nur die Arme breiten,
Dann würde sie in diese gleiten.
Der Mensch jedoch den Mut verliert,
Denn leider ist er unrasiert.
Ein Mann mit schlechtgeschabtem Kinn
Verfehlt der Stunde Glücksgewinn,
Und wird er schließlich doch noch zärtlich,
Wird er's zu schwach und auch zu bärtlich.
Infolge schwacher Reizentfaltung
Gewinnt die Dame wieder Haltung
Und läßt den Menschen, rauh von Stoppeln,
Vergebens seine Müh verdoppeln.
Des Menschen Kinn ist seitdem glatt -
Doch findet kein Besuch mehr statt.
Herstellt Euch!
Ein Mensch hat einen andern gern,
Er kennt ihn, vorerst, nur von fern
Und sucht, in längerm Briefewechseln
Die Sache nun dahin zu drechseln,
Daß man einander bald sich sähe
Und kennen lernte aus der Nähe.
Der Mensch, erwartend seinen Gast,
Vor Freude schnappt er über fast.
Die beiden, die in manchem Briefe
Sich zeigten voller Seelentiefe,
Sie finden nun, vereinigt häuslich,
Einander unausstehlich scheußlich.
Sie trennen bald sich, gall- und giftlich -
Und machen's seitdem wieder schriftlich. |
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Gast
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Verfasst am: Fr Aug 28, 2009 6:11 pm Titel: |
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und weiter gehts
Für Moralisten
Ein Mensch hat eines Tags bedacht,
was er im Leben falsch gemacht,
und fleht, genarrt von Selbstvorwürfen,
gutmachen wieder es zu dürfen.
Die Fee, die zur Verfügung steht,
wenn sich's, wie hier, um Märchen dreht,
erlaubt ihm denn auch augenblicks
die Richtigstellung des Geschicks.
Der Mensch besorgt dies äußerst gründlich,
merzt alles aus, was dumm und sündlich.
Doch spürt er, daß der saubern Seele
ihr innerlichstes Wesen fehle,
und scheußlich geht's ihm auf die Nerven:
Er hat sich nichts mehr vorzuwerfen,
und niemals wird er wieder jung
im Schatten der Erinnerung.
Dummheiten, fühlt er, gibt's auf Erden
nur zu dem Zweck, gemacht zu werden.
Relativität
Wer Hunger hat, der ißt sich satt,
vorausgesetzt, daß er was hat.
Wer Liebe fühlt, zeigt sich als Mann,
vorausgesetzt, daß er das kann.
Wer Wahrheit liebt, der urteilt scharf,
vorausgesetzt, daß er das darf.
Wer Ruhe sucht, verhält sich still,
vorausgesetzt, daß er das will.
Wer Geld möcht, schuftet mit Verdruß,
vorausgesetzt, daß er das muß.
Wer sterben soll, stirbt wie ein Christ,
vorausgesetzt, daß er das ist.
Kurz, was uns auf der Welt gelingt,
ist leider ungemein bedingt. |
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Gast
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Verfasst am: Fr Aug 28, 2009 6:15 pm Titel: |
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da ist noch noch eins
Das Ferngespräch
Ein Mensch spricht fern, geraume Zeit,
mit ausgesuchter Höflichkeit,
legt endlich dann, mit vielen süßen
Empfehlungen und besten Grüßen
den Hörer wieder auf die Gabel -
doch tut er noch mal auf den Schnabel
(nach all dem freundlichen Gestammel),
um dumpf zu murmeln: Blöder Hammel!
Der drüben öffnet auch den Mund
zu der Bemerkung: Falscher Hund!
So einfach wird oft auf der Welt
die Wahrheit wieder hergestellt. |
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jürgen4 entdeckend
Anmeldedatum: 26.08.2009 Beiträge: 14
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Verfasst am: Sa Aug 29, 2009 2:25 pm Titel: Noch einige: |
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REALISMUS
Ein Mensch erhofft sich leis' und still,
Das er einst das kriegt, was er will;
Bis er dann doch dem Wahn erliegt
Und schließlich das will, was er kriegt.
ALLZU EILIG
Ein Mensch sagt - und er ist stolz darauf -
Er geht in seinen Pflichten auf.
Bald aber nicht mehr ganz so munter,
Geht er in seinen Pflichten unter.
FÃœR ARCHITEKTEN
Ein Mensch, der auf ein Weib vertraut,
Und drum ihm einen Tempel baut,
Und meint, das wär' sein Meisterstück,
Erlebt ein schweres Bauunglück.
STROHWITWER
Der Urlaub ist erholsam meist,
Nicht nur für den, der in ihn reist;
Auch den, der dableibt, freut die Schonung,
die er genießt in stiller Wohnung.
So zählen zu den schönsten Sachen,
Die Reisen, die die andern machen.
EINSICHT
Ein Mensch hat eines Tags bedacht,
Was er im Leben falsch gemacht,
Und fleht, genarrt von Selbstvorwürfen,
Gut machen wieder es zu dürfen.
Die Fee, die zur Verfügung steht,
Wenn sich's hier um's Ändern dreht,
Erlaubt ihm drum auch augenblicks
Die Richtigstellung des Geschicks.
Der Mensch besorgt dies äußerst gründlich,
Merzt alles aus was dumm und sündlich.
Doch spürt er dass der saub'ren Seele
Ihr innerlichstes Wesen fehle, und scheußlich
Geht's ihm auf die Nerven:
Er hat sich nichts mehr vorzuwerfen.
Und niemals wird er wieder jung
Im Schatten der Erinnerung.
Dummheiten fühlt er, gibts auf Erden
Nur zu dem Zweck gemacht zu werden.
EINBILDUNG
Wir sehn mit Grausen ringherum,
Die Leute werden alt und dumm.
Nur wir allein im weiten Kreise,
Wir bleiben jung und werden weise.
Etwas von Ringelnatz ist mir über die Jahre im Kopf geblieben:
Am Bahndamm steht ein Sauerampfer,
Der sah nur Züge, niemals Dampfer.
Armer Sauerampfer! |
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Cassiopeia7 angekommen
Anmeldedatum: 24.08.2009 Beiträge: 1
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Verfasst am: Sa Aug 29, 2009 2:50 pm Titel: Euten-Roth - Vergebliche Mühe |
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Eugen Roth
Vergebliche Mühe
Ein Mensch, der willens, lang zu leben,
Beschließt dem Tod zu widerstreben
Und a) durch strenges Selbstbelauern
Die Krisenzeit zu überdauern
Und b) zu hindern die Vermorschung
Durch wissenschaftlich ernste Forschung.
Zu letzterm Zwecke wird bezogen
Ein Horoskop beim Astrologen,
Um nicht bezüglich der Planeten
In eine falsche Bahn zu treten.
Ist so gebannt Saturnens Kraft,
Hilft weiterhin die Turnerschaft,
Die Rümpfe rollend, Kniee beugend,
Ganz zweifellos wirkt kräftezeugend.
Die Rohkost birgt das Vitamin;
Wein und Tabak, er gibt sie hin.
Auch gilts den Vorrat an Hormonen
In reiferm Alter streng zu schonen.
So braut er sich den Lebenssaft
Aus ausgekochter Wissenschaft.
Ein Mensch, wie dieser, muß auf Erden
Unfehlbar hunderjährig werden.
Das Schicksal aber, das nicht muß,
Macht unversehens mit ihm Schluß.
Das faszinierende an E. Roth's Gedichten sind die Lebensweisheiten, die dahinter stecken. Ich liebe seine Verse.
Grüße Cassiopeia7 |
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