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BeitragVerfasst am: Sa Okt 02, 2010 6:52 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Die Lage in Wiesenburgen hat sich wieder normalisiert. Die durch heftige Regengüsse und tagelangen Dauerregen entstandenen Probleme bauen sich nach und nach ab und auch der Hans hat mit den Aufräumungsarbeiten begonnen.
Im einzigen Lebensmittelladen des Ortes wurde das Warensortiment mit einem Angebot an einigen Wurstsorten erweitert und somit konnten die Sonderfahrten des Dauerbrenners wegfallen.
Hans fuhr einige Zeit noch den Kleinbus der Tischlerei in der zweiten Tageshälfte, traf auch auf ehemalige Freunde und Bekannte in Feldkannwarten, doch zu einem Gespräch unter vier Augen mit dem Franz Framinicht ist es bis heute nicht gekommen. Dafür fehlte einfach die Zeit oder der passende Moment.

Mit Milla-Charlotte kam er des Öfteren ins Gespräch und so stand er dicht auch an Amandas Leben.
Milla begriff so nach und nach immer mehr wie es um die Gefühle des Fleischermeisters bestellt war und auf seine Anfrage nach einem Zeitpunkt für ein gemeinsames Treffen mit Amanda gab sie ihm bereitwillig deren neue Handynummer.
Und natürlich bemerkte sie sofort das leuchtende Funkeln in seinen Augen. Auch die glühend rote Farbe seiner Wangen war ihr nicht entgangen. Mit dem Bewusstsein, dass man durch den Ausdruck der Augen in das Herz eines geliebten Menschen schauen kann, machte sich Milla-Charlotte von Stunde an so gut wie keine Hoffnungen mehr für ihr wundes Herz.

Sie war schon immer eine starke Frau, die mit Kummer umzugehen wusste und im Laufe der Jahre hatte sie sich ein dickes Fell dafür zugelegt.
Ob Amanda die Gefühle des Fleischermeisters erwidern würde, so genau konnte sie es nicht einschätzen. Amanda sprach mit ihr nicht über den Hans, das hatte sie schon früher nie getan.

Zweimal schon hatte Hans die ersten Zahlen von Amandas Handynummer in sein Hosentaschentelefon eingegeben. Ihm fehlte es jedoch jedes mal wieder an dem nötigen Mumm, diese Nummer zu komplettieren.
Wenigstens heute will er sich die vollständige Amandanummer einspeichern, um vielleicht in absehbarer Zeit die Taste mit dem grünen Hörer drauf schneller drücken zu können.

Damals als der Eis-Toni um die Ecke bog, war alles so kinderleicht. Er brauchte nur ein einziges Eis in Hermienes Geschmacksrichtung und sie schmolz für ihn dahin.

Mit was, denkt er, kann man eine Frau, die man sehr, sehr liebt, außer mit Wiesenburgern beeindrucken? Am liebsten hätte er ja Milla-Charlotte jetzt befragt, jedoch sollte sie auf gar keinen Fall seine Unsicherheit bemerken.
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BeitragVerfasst am: Fr Okt 22, 2010 3:47 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Der Arbeitsraum des einzigen Fleischerladens in Wiesenburgen ist wieder hergestellt und die Wiesenburger verkaufen sich wie vor dem großen Regen.
Auf Hans ist eben immer Verlass, denn die wiesenburgener Einwohner hatten ihren Laden pünktlich wie vorab gesagt wieder.

Milla-Charlotte ist nicht mehr so oft zu sehen wie während der Aufräumungsarbeiten aber ein- bis zweimal die Woche hält sie nun den Kontakt zu ihren ehemaligen Nachbarn und Freunden.
Sie hilft dort nach wie vor bei Besorgungen für das alltägliche Leben oder bei der Bearbeitung von Behördenschreiben, die schon für viele weitaus jüngere Menschen nur schwer durchschaubar sind
Regelmäßig schaut sie auch beim Hans vorbei, denn die Sucht nach seinen Wiesenburgern ist nicht weniger geworden..
So erfährt der Metzgermeister von den neuesten Ereignissen rund um seine große Liebe und er wurde dadurch auch in die glückliche Lage versetzt, die Amandanummer auf seinem Hosentaschentelefon noch nicht bedienen zu müssen.
Sollte es sich also die Gelegenheit ergeben und er wird es über Micha wie er den Namen von Milla-Charlotte insgeheim für sich abgekürzt hat, erfahren, dann wird er seine vor einigen Tagen entwickelte Idee in die Tat umsetzen und darauf hoffen, dass sie Amanda gefällt.

Während der Versorgungsfahrten mit dem Dauerbrenner hatte Hans auch Berührungen mit dem neumodischen Kram. Er schaute dem Gunner zunächst erst einmal nur ganz vorsichtig über die Schulter. Der tippte fleißig Zahlen in eine Tabelle und vieles ging wie von Geisterhand.
Der Hans, niemals schwerfällig im Denken, schaute nach der gewissen Zeit der Berührungsängste schon fragender auf die im Zweifingerblindsystem arbeitenden Hände vom Gemüseladengunner in Feldkannwarten.
Und später dann sah Hans die flinken Finger vom Gunner gar nicht mehr, er ließ sich von ihm den PC erklären und bestellte noch ein wenig später voller neuer Pläne im Kopf eine Computerzeitschrift, die er zunächst nur als seine Einschlaflektüre vorsah.

Auch Amanda hatte neue Pläne. Die hingen jedoch sorgfältig durchdacht im Klassenraum ihrer Schülerinnen und Schüler und damit eckte sie zum ersten Mal in ihrer langjährigen Berufszeit bei einer Vorgesetzten so richtig an.
Fächerübergreifender Unterricht ist auch an ihrem Gymnasium kein Fremdwort mehr. Nur mit der Umsetzung dieser schon nicht mehr ganz so neuen Lehr- und Lernmethode tun sich vor allem die alten Lehrerinnen und Lehrer immer noch sehr schwer.
So ist es für Amanda, die in ihren neuen Plänen lehrstoffübergreifende Gestaltungsmöglichkeiten des Unterrichtes vorstellte, nicht verwunderlich eine geplante Abmahnung aufgrund ihrer Eigenmächtigkeiten zu erhalten.
Die Amanda-Pläne mussten von der Wand und wurden als lehrkörperinternes Unterrichtsmaterial gekennzeichnet. Sie liegen nun schon seit Tagen auf dem Schreibtisch des stellvertretenden Direktors und Mathematiklehrers ihrer Klassenstufe 8.
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BeitragVerfasst am: Di Nov 09, 2010 10:08 am    Titel: Antworten mit Zitat

In Wiesenburgen dreht sich die Zeit nicht einfach nur immer weiter, nein auch hier prägen Veränderungen das ständig vorwärts drängende Leben.

Aus der Abendlektüre vom Hans entwickelte sich ein solcher Ehrgeiz, der nur wenige Tage nach dem Verschlingen der Computerfachzeitschrift Taten für sich sprechen ließ.
Der junge Familienvater aus dem ehemaligen Reich von Gerber, Susi vis-a-vis dem Metzgerladen trug nicht unwesentlich dazu bei.
Er suchte des Öfteren das Gespräch mit dem Hans, der auch ihm wie schon den meisten Ortsansässigen hier sehr sympathisch erschien.
So entnahm der Metzgermeister aus den sich häufenden Gesprächen so nach und nach eine kleine Lebensgeschichte des aus den neuen Bundesländern stammenden Patrick.
Und auch viele Faktoren zu Problemen im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung Ost- und Westdeutschlands legte der junge Mann offen auf den Tisch.
Er gab nicht nur Anregung zu Diskussionen über den so genannten Mauerfall, den er selbst mit seinen gerade einmal 25 Jahren noch nicht bewusst miterlebt haben konnte, sondern auch zum Nachdenken über zukünftige Veränderungen, die aus seiner Sicht der Dinge zu manch einer Verbesserung im Lande führen könnten.

So intensiv wie in den Plauderstunden mit dem jungen Patrick hatte Hans noch nie zuvor über den Zusammenschluss beider deutscher Staaten nachgedacht. Er kennt keine Verwandten aus dem anderen Teil des Landes und hat auch keine Bekannten dort.
Nach Wiesenburgen hatte sich bisher noch kein Neubundesländler verirrt und so bedeutet das Kennen des jungen Mannes aus Mecklenburg-Vorpommern für ihn eine Erweiterung seines Sichtwinkels auf so manche Dinge des Lebens.

Hans hatte schnell festgestellt, dass der Patrick mit ziemlich wachen Augen durchs Leben schritt, umso mehr stellte sich ihm deshalb die Frage nach den Ursachen der beruflichen Misserfolge des Jungen.
Seine Eltern hatten zu DDR-Zeiten einen kleinen Fleischerladen in Kommission. Sein Vater war während dieser Zeit auch sehr aktiv im Kirchenverband tätig und der junge Patrick, für den die Welt noch ganz in Ordnung, fühlte sich schon da mit dem ganzen Stolz seines Vaters auf seine in gewisser Weise Unabhängigkeit und auf die Liebe zum Fleischerhandwerk überfordert. Er hört wie er sagt noch heute die immer wiederkehrenden Worte seines Vaters, `Min Jung - du wirst einmal ein ganz selbständiger Fleischermeister sein`.
Vielleicht war es das, warum Patrick die erste begonnene Lehre als Facharbeiter der Fleisch verarbeitenden Industrie schon nach wenigen Wochen wieder abbrach. Er interessierte sich mehr fürs Kochen und für computergesteuerte Technologien und deshalb überwarf er sich so manches Mal mit seinem Vater. Die Mutter kämpfte für seine freie Entfaltung, was wiederum zu Zerwürfnissen zwischen beiden Elternteilen führte.
Patrick zog einen Schlussstrich unter die ganze Sache und flüchtete kurzerhand aus der ansonsten elterlichen Geborgenheit.
Das fiel ihm zu diesem Zeitpunkt nicht besonders schwer, war er doch seiner heutigen Frau begegnet und die suchte ebenfalls nach dem Sinn des Lebens wie er.
Nach den anfangs gesammelten negativen Lebenserfahrungen, über die er auf gar keinen Fall mit Hans sprechen möchte, wanderten sie beide aus ihrer Heimat aus, bis sie auf einigen Umwegen hier in Wiesenburgen landeten.
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BeitragVerfasst am: Di Nov 09, 2010 1:01 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Da waren sie dann schon zu dritt und rückten enger zusammen, denn beide hatten keinen Fuß in die Tür zur Arbeitswelt bekommen.
Hans möchte eigentlich auch gar nicht wissen wie er sich und seine kleine Familie bisher über Wasser hielt, vielleicht würde dieses Wissen darüber seine sympathische Einstellung zu dem jungen Mann beeinflussen.
Und dass sich beide gut ergänzen konnten trotz ihres großen Altersunterschiedes, auch das entging dem Fleischermeister nicht.

Patrick ist und bleibt für den Hans ein Genie in der Computerwelt und er ist ihm deshalb auch sehr dankbar dafür, dass er sein hohes Wissen bereitwillig an ihn, der noch immer bei der Aneignung einiger Grundkenntnisse mit englischen Details hadert, weitergibt.
Mit ihm schuf er sich seinen eigenen Computerplatz und Patrick half auch bei der Aufbereitung einer computergesteuerten Buchführung für den Fleischerladen.
So schwer ist das alles gar nicht mehr zu verstehen, wenn man ein Genie an seiner Seite weiß.

Hans kann sich nun sehr wohl vorstellen, warum der junge Mann auch seinen zweiten Anlauf mit der Kochlehre nicht zu einem Ende führte.
Obwohl kochen kann Patrick ziemlich gut, auf alle Fälle abwechslungsreicher wie er selbst und den Beweis dazu lieferten die schon so manches Mal gemeinsam eingenommenen abendlichen Essen.

Das Surfen im Internet, vor wenigen Wochen noch undenkbar für den Hans, ist heute ein recht vergnüglicher Zeitvertreib und in so manchen Momenten vor dem PC erinnert er sich an Patricks Blödeleien dabei aber auch an seine Achtungszeichen, nicht computersüchtig zu werden. Doch davor ist dem Hans nicht bange, da sind ja noch die Metzgerei und ihre Pflichten sowie viele andere nicht unwesentliche Dinge wie z.B. seine wichtigste Frage an den Franz Framinicht, die wie Amanda und Micha ein wenig in den Hintergrund geraten sind.
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BeitragVerfasst am: Di Nov 09, 2010 1:22 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Nein, nichts ist vergessen, die Trauer um Hermiene nicht und auch nicht die Angst vor der großen neuen Liebe, deren Feuer nie nur noch zu glimmen drohte obwohl sie eine Nuance weit aus dem Blickfeld rückte.
Für Hans steht leider wie er meint die Fleischerei immer noch an erster Stelle. Liebend gern würde er da Amanda sehen.

Patrick kommt ab und an helfen bei der Zubereitung des Fleisches und Hans ist freudig angetan davon.
Er müsste sich jetzt aber auch wieder mehr um seine kleine Familie bemühen, eine Ehekrise sei sonst vorprogrammiert, eröffnete er kürzlich dem Hans.
Dem war natürlich nicht entgangen, dass die junge Ehefrau und Mutter sich in letzter Zeit recht rar gemacht hatte und Patrick so manches Mal einen bedepperten Eindruck hinterließ, zu dem er eisern schwieg.
Doch stand das Küchenfenster wieder einmal offen beim Hans, konnte er hören wie das junge Eheglück litt. Und er machte sich nicht minder Sorgen darüber.
Auch musste sich der junge Familienvater so mancher Kritik seiner Ehefrau schon stellen, wenn er denn mal wieder vis-a-vis in seinen eigenen vier Wänden war wie sie obendrein noch meinte.
Hans zeigte sich dann sehr erkenntlich, in dem er mit einer Tüte Wiesenburger unter dem Arm oder einem Pökelschinken Wiedergutmachungsversuche startete.
So manches Mal halfen auch die Lobesworte über das Genie Patrick weiter oder ein zu dritt eingenommenes Abendessen.
Mit Geld allerdings wollte er die junge Familie nicht voll stopfen, um einer zukünftigen positiven Entwicklung hinsichtlich der Arbeit nicht hinderlich im Wege gestanden zu haben.
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BeitragVerfasst am: Di Nov 09, 2010 6:28 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hans rüstet auf und baut seine PC-Station weiter aus, natürlich nur vom Feinsten. Patrick meinte dazu, er könne sich jetzt ruhigen Gewissens zurücklehnen und die Technik für ihn arbeiten lassen. Vielleicht sollte er auch seine Dienste privaten Detekteien oder gar der Sicherheit anbieten. Hans lächelte nur dazu.

Micha schaute auch wieder einmal auf einen Sprung bei ihm vorbei. So erfuhr er von Amandas schlimmer Erkältung, die ihrer Stimme den Dienst versagen ließ.
Fest entschlossen umklammerte Hans sein Hosentaschentelefon. Jetzt wäre es an seiner Zeit, ein paar liebes glühende Worte, verpackt hinter lauter Nettigkeiten zu ihrer Genesung, an Amanda zu richten. Sie könnte aber leider dazu nur schweigen und das Telefonat wäre ihm zu einseitig. Manche Männer mögen es ja, wenn ihre Frauen einmal schweigen. Sicher haben sie dazu ihre wohl eigenen Erfahrungen zu genüge gesammelt.
Für Amanda organisierte Hans einen großen Strauß roter Rosen und er bat Micha, als Vermittlerin zu dienen.
Ein >oh, Kavalier alter Schule< musste sich Hans allerdings dafür gefallen lassen. Aber das steckte er locker weg.
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BeitragVerfasst am: So Nov 14, 2010 7:03 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Mehrere Tage sind seit dem schon wieder vergangen und von Micha sowie Amanda kein Lebenszeichen.
Hans macht sich langsam ernsthaft Sorgen. Vielleicht sind die roten Rosen, gebündelt, doch nicht so gut angekommen wie er glaubte.
Wie dem auch sei, die Geduld gewann wie immer die Oberhand und außerdem ist er so sehr abgetaucht in die virtuelle Welt, dass er sowieso nicht mehr Tag und Nacht darüber nachdenken kann.

Sein neuer junger Freund brachte ihm nicht nur den anderen, angegliederten Teil Deutschlands näher sondern auch die Welt im Internet.
Das eine deutsche Teil ist mit Hansens Augen betrachtet zu weit weg, um den Dauerbrenner in Richtung zu bringen. Doch Dank seiner Haus-Technik, nein, der Dank gebührt in erster Linie dem Patrick, kann er jeder Zeit nun auch allein in die DDR-Geschichte eintauchen und wenn immer es sich ergibt, sitzt Hans vor dem Computer.

Nicht computersüchtig werden, hatte Patrick ihn gewarnt und nun vergisst Hans des Öfteren schon mal die restliche Hausarbeit.
Einige Zimmerpflanzen, der ganze Stolz Hermienes und mühevoll von ihr aufgezogen, senken betrübt die Köpfe und ihre einst glänzenden Blätter hängen saft- und kraftlos sowie verstaubt an einem dringend Wasser benötigenden Stamm.
Die Fleischerei allerdings vernachlässigte der Fleischermeister bisher niemals und wenn er sich dennoch einmal stärker zu seinem PC hingezogen fühlte, übertrug er kurzerhand die anfallenden Metzgerarbeiten dem Patrick, der ja schon längere Zeit ordentlich mithalf.
Und deshalb trägt der Hans sich nun mit dem Gedanken, dem jungen und sehr hilfsbereiten Burschen eine Lehrstelle einzurichten und die praktische Ausbildung zu übernehmen.
Im Internet hat er sich dazu kundig gemacht und für ihn selbst wäre manches in Zukunft leichter.
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BeitragVerfasst am: Mo Nov 15, 2010 9:29 am    Titel: Antworten mit Zitat

Der Meisterbrief seines Handwerks hängt zwar eingerahmt im Verkaufsraum seiner Metzgerei, jedoch für die Ausbildung von Lehrlingen braucht er eine Ausbilderberechtigung und die hat er nicht.
Nach einigen Recherchen ist ihm nun bewusst, dass er vor seinem Lehrling noch einmal die Schulbank drücken müsste. Der Vorteil für ihn wäre, er könnte sich das Wissen für die abschließende Prüfung auch in Form eines wie er es ausdrückt Internet-Fernstudiums erarbeiten, müsste aber fleißig und selbständig die Hausaufgaben parallel zu seiner alltäglichen Arbeit als Metzgermeister erledigen. Eine Doppelbelastung, das hat er schnell erkannt und ohne Hilfe in der Metzgerei undenkbar.
An dieser Stelle schließt sich der Kreis zu seinen Überlegungen wieder, denn er kann und darf den Patrick ohne abgeschlossene Ausbildung nicht allein arbeiten lassen.

Vielleicht wäre alles dennoch denkbar, wenn er eine weitere Aushilfskraft für den Verkauf einstellen würde. Seit der Sache mit dem Schildchen: Bin gleich wieder da hat Hans eine stundenweise Lösung für den Laden gefunden, eine nette und auch sehr hilfsbereite ältere Dame aus Wiesenburgen. Sie bessert sich damit ihre schmale Rente ein wenig auf und ihm war sie bisher eine große Hilfe. Der Löwenanteil jedoch liegt noch immer auf seinen Schultern. Er muss noch einmal gründlich über alles nachdenken, bevor er einen Entschluss fassen kann. Und genau auch aus diesen Gründen spricht er mit dem Patrick nicht über seine Pläne.

So manchen schon half der Zufall auf die Sprünge.
Nach einem erneuten Familienstreit, diesmal ging es um die Erziehung des Kindes, versucht nun Hans schon eine halbe Stunde lang den jungen Vater zu beruhigen und dem Gespräch entnimmt er gleichzeitig, dass die junge Mutter eine abgeschlossene Ausbildung im Handel vorweisen kann aber durch die ungewollte Schwangerschaft bisher keine Möglichkeiten des wieder Einstieges in ihren erlernten Beruf sah
Da müsste doch was zu machen sein, durchfährt es den Fleischermeister Hans.
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BeitragVerfasst am: Sa Jan 08, 2011 2:32 am    Titel: Antworten mit Zitat

Und es hat sich vieles getan beim Hans, in seinem Fleischerladen und auch sonst so in Wiesenburgen.

Die junge Mutti und Ehefrau vom Patrick fühlt sich wohl im Umgang mit der hauptsächlich aus Wiesenburgen stammenden Kundschaft, ist sehr verlässlich und die meist treuen Damen haben längst ihr Urteil über sie gefällt. Dem Meister freut es, hat der doch alle Hände voll zu tun mit seinen Prüfungsvorbereitungen.

Der Patrick selbst sorgt auch für viele zufriedene Blicke vom Hans, dem wirklich immer besser gefällt, was er da sieht.
So richtig kann er den Worten seines jungen Freundes keinen Glauben schenken, denn was der tagtäglich in seinem Zubereitungsraum an nicht nur Hilfestellungen sondern auch Eigeninitiativen anbietet und entwickelt, weist keineswegs auf einen Ungeeigneten für diese Berufsgruppe hin.
Und so langsam beginnt auch Patrick daran zu glauben, vielleicht doch ganz richtig in einem Metzgerladen aufgehoben zu sein. Die Arbeit macht ihm sichtlich Spaß und in seine kleine Familie ist Ruhe und Frieden eingekehrt. Alle drei sind ausgeglichener und freuen sich auf die nunmehr wenigen jedoch dafür umso intensiveren gemeinsamen Stunden.


Zuletzt bearbeitet von southpool am Mi Jan 12, 2011 6:14 pm, insgesamt einmal bearbeitet
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BeitragVerfasst am: Mi Jan 12, 2011 1:42 pm    Titel: Antworten mit Zitat

„Na das ist ja mal eine Überraschung. Lange nicht gesehen, mein Freund.“ „Das kannst du laut sagen, ist aber nicht ganz ohne Grund.“ Hans drückt die ihm gereichte Hand vom Franz Framinicht und schaut ihm dabei aufrichtig in die Augen.
„Hatte meinen Besuch ja schon ein paarmal angekündigt, wurde aber leider nie was draus, einfach zu viel zu tun gehabt in letzter Zeit. Doch nun bin ich ja hier.“
„Willst du einen Kaffee oder lieber ein Bier wie in alten Zeiten?“ „Nein danke, lass mal gut sein, bin mit meinem Dauerbrenner da.“
„Soll ich dir gleich unsere neueste Errungenschaft zeigen oder erst nach deinem „Verhör“?“ Franz zieht die Augenbrauen streng zusammen und bekommt dennoch ein verschmitztes Lächeln hin. Hans schaut ernst drein und überlegt wie er seinen alten Kumpel am geschicktesten in die Vergangenheit locken kann.
„Eine neue Errungenschaft? Du machst mich neugierig aber zunächst möchte ich dich doch etwas zu den alten Zeiten fragen. Eine Tasse Kaffee nebenher wäre vielleicht gar nicht so schlecht, es plaudert sich angenehmer und während du die Kaffee-Maschine in Gang setzt, kannst du mir ja ein wenig von der neuen Errungenschaft verraten.“
„Du platzt ja gleich vor Neugierde aber ich werde dich zappeln lassen, denn dazu müsste ich dich zur Kirche rüber entführen. So viel kann ich dir schon mal sagen, du wirst ins Schwärmen kommen und dabei vielleicht auch ein bisschen wehmütig werden. Aber letzteres ist nicht meine Absicht!“
„Na du kannst es einen wirklich so richtig schwer machen und die Spannung auf den Höhepunkt treiben.“ Hans rutscht unruhig in den ihm angebotenen Ohrensessel hin und her.
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BeitragVerfasst am: Mi Jan 12, 2011 5:51 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Während Franz den frisch Gebrühten in die fein verzierten Kaffeetassen akribisch fließen lässt, sortiert Hans seine Gedanken und greift spontan nach dem das Service komplettierende Kännchen mit der Kaffeesahne. Emsig rührt er mit seinem Kaffeelöffel in der Tasse und schaut dabei intensiv auf die noch an Weihnachten erinnernde rot und grün karierte sowie mit einem Goldstreifen durchzogene Tischdecke.

„Du wirst mir noch ein Loch in das Muster starren. Eines der letzten Überbleibsel aus der Weihnachtszeit. Die soll noch eine Weile den Tisch zieren, die Zeit ist schnelllebig genug und ehe wir uns versehen, löst das Osterkörbchen die Rot-grün-Karierte ab.“
„Wie recht du doch hast. Und der ganze Schnee ist auch schon wieder Geschichte. Die letzten Frühlingstage schlugen den Winter so richtig eins auf die Mütze. Da fällt es schon recht schwer, an eine Fortsetzung von Schnee und Eis und klirrenden Kältegraden zu glauben.“ Beide grinsen sich an und Hans bemerkt dabei auch die Anspannung in den Gesichtszügen seines Gastgebers. Es ist jetzt wohl der geeignete Augenblick, endlich den Faden zur Vergangenheit zu finden.

Hans beginnt recht vorsichtig seinen einleitenden Satz zu formulieren. Schließlich will er so viele wie mögliche Informationen aus seinem Gegenüber herauslocken. „Kannst du dich noch erinnern an unsere unbeschwerte Zeit im Bad?“

Natürlich kann sich Franz sehr gut an diese schöne Zeit erinnern. Er sieht noch heute die großen haselnussbraunen Augen Hermienes auf die Decke der Jungen schielen und ihm läuft es eiskalt den Rücken herunter aber das behält er lieber mal für sich.

„Sehr gut und auch an den Eis-Toni mit seinen verführerischen Eissorten im Sortiment.“ Franz schnalzt mit der Zunge und deutet den feinen Geschmack an, indem er genüsslich die Mundwinkel verzieht.

„Und wie oft kam dein Bruder zur Kontrolle. Wie geht es ihm heute eigentlich?“ Hans merkt schon, dass er ein wenig vom Thema abkommt aber dieser Faden scheint dennoch der richtige zu sein.

„Er lebt noch immer in den Staaten. Wir halten wenig Kontakt, haben uns wohl auseinandergelebt. Ich weiß, dass er dort in Ohio Familie hat, zwei Kinder, die mittlerweile erwachsen sind und studieren. Er hatte mich damals zur Hochzeit eingeladen aber unserem Vater ging es sehr schlecht. Wir mussten mit dem Schlimmsten rechnen und so bin ich nicht geflogen. Das hat er mir lange Zeit noch übel genommen. Ein wenig egoistisch war er schon immer. Aber warum er nicht zur Beerdigung seines eigenen Vaters gekommen ist, habe ich bis heute nicht erfahren.“ Nervös kratzt sich Franz abwechselnd am Ohr und an der Nase, während er über seinen Bruder spricht.

„Ich fand ihn damals eigentlich ganz nett.“ Erstaunt sieht Hans seinen Freund mitten ins Gesicht und er wundert sich in diesem Augenblick über dessen hartherzige Aussage.

„Ja, ja er war für dich nur der große Bruder von mir. Da sieht man die Dinge aus einem etwas anderen Blickwinkel, denke ich.“ „Da könntest du allerdings Recht haben, die Sommernachmittage im Bad waren bestimmt nicht bezeichnend für eure Beziehung unter Brüdern.“ Franz schenkt Kaffee nach und greift nach der mit dem Christkind verzierten Keksdose auf dem kleinen Beistelltisch, die letzte Erinnerung an die vergangene Weihnachtszeit. „Greif zu, die sollen den vielleicht wiederkehrenden Winter nicht überdauern. Hat mir der Gunner gebracht. Du weißt schon, der vom Gemüseladen hier. Wie er meinte, sind die Kekse von ihm selbst gebacken und mühevoll verziert worden. Ist schon ein ganz Lieber, der Gunner.“

Das kam aus ehrlichen Herzen ohne kratzen an Nase oder Ohr. Der Hans ist im Laufe seines Lebens ein sehr feinfühliger und guter Beobachter geworden.
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BeitragVerfasst am: Do Jan 13, 2011 1:59 am    Titel: Antworten mit Zitat

„Erinnerst du dich auch noch an die vielen kleinen Kampeleien zwischen dem langen Ulf und deinem Busenfreund Felix? Der Felix konnte manchmal ganz schön übertreiben aber ich möchte jetzt hier keinen schlechten Nachruf üben, das hätte er wirklich nicht verdient, zumal sich die Beiden später freundlich gesinnt waren.“ Franz schaut nun betreten zu Boden als schämte er sich für seine letzten ausgesprochenen Vorwürfe.

Ach ja, der Felix, dachte Hans und laut sprach er von der tiefen Narbe in seinem Herz, die sein bester Freund von damals durch seinen Tod hinterlassen hat.

„Gibt es nun inzwischen ein Ergebnis zu diesem brutalen Überfall und konnten die zwei Mörder oder wenigstens einer von ihnen gefasst werden? Am Anfang also kurz danach überschlugen sich ja die Presseberichte und Nachrichtensender. Hieß es da nicht auch, einem der Täter sei man ganz dicht auf den Fersen und es wäre nur noch eine Frage der Zeit bis sich……?“
Hans sah den Pfarrer dabei fragend an als erwarte er auf jede seiner gestellten Fragen eine genaue und zufriedenstellende Antwort wie er es schon früher immer vom Franz gewohnt war.
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BeitragVerfasst am: Fr Jan 14, 2011 7:52 am    Titel: Antworten mit Zitat

"An Einem waren sie wohl ganz dicht dran. Seine Spur verlief sich aber später angeblich außer Landes und die Suche blieb bisher soviel ich weiß erfolglos. Interpol hat sich da eingeschaltet. Also ich weiß nicht so recht. So schwer kann das doch eigentlich nicht sein, die Beiden irgendwie aufzuspüren. Manchmal denke ich jedoch….
Ach, ich sollte wohl lieber meine Klappe halten. Wer weiß, was da dran ist an der Sache. Jedenfalls scheint alles noch ungeklärt zu sein.“

Neugierig betrachtet Hans seinen langjährigen Freund bevor er ziemlich barsch erwidert. „Was meinst du denn mit dran hängt an der Sache? Felix war doch keine Sache! Du weißt doch mehr!“
Franz schaut betroffen auf die Rot-grün-Karierte und ihm ist anzusehen wie schwer es ihm fällt, eine weitere Erklärung dazu abzugeben.
„Naja, ich habe da gehört aber ich weiß nicht ob es stimmt. Der Eine soll aus gutem Hause stammen und du weißt doch wie es dann so läuft nämlich nun mal schleppend.“

Hans verschafft seiner Empörung Luft, in dem er wild mit beiden Armen im Raum herumfuchtelt als wolle er gerade die ganze Welt dafür verantwortlich machen.
„Und was sagt der Herr Bürgermeister dazu und ihr alle hier aus Feldkannwarten!?“

„Was können wir schon tun als gemeinsam Augen und Ohren weiterhin offen zu halten aber das macht den Felix auch nicht wieder lebendig!“
Nun hat sich der ansonsten eher stille Pfarrer in Rage geredet und läuft zu dem noch krebsrot an vom Hals bis zu den Ohren.

„Was glaubst du denn, welche Macht ein ländlicher Bürgermeister hat oder ich als Dorfpfarrer? Uns stehen ja alle Türen und Tore so weit offen, die warten nur auf uns und unsere Kommentare in Form von Forderungen! Auch von eurem Dorf als Versteck war schon die Rede. Na wie fühlt man sich da als alter Wiesenburgener?“ Und weiterhin sehr ironisch beendet Franz mit der Bemerkung: „Jeder Fremde aber auch so mancher Altansässige wird noch heute misstrauisch von allen Seiten beleuchtet. Das noch immer sehr heikle Thema Nr. Eins zumindest für diese Region.“

Der Hans findet langsam wieder zurück auf den Boden der Tatsachen und lässt mit dieser Erkenntnis resignierend seine Schultern hängen.
Nebenbei ist ihm der Fremde eingefallen, der eines Tages frühmorgens in seinem Laden stand und der nur allein durch seine fremde Erscheinung ein wenig Panik beim Hans auslöste und somit wiederum für einige Veränderungen wie den Kauf des Hosentaschentelefons sorgte.
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BeitragVerfasst am: Do Jan 27, 2011 9:56 am    Titel: Antworten mit Zitat

„Lassen wir den Kaffee nicht kalt werden. Es wird sich schon alles noch aufklären. Der gerechten Strafe sollte keiner entkommen.“ Franz schenkt nach und hält dem Hans auch die Keksdose wieder unter die Nase.

Hans hat nun doch ein wenig den Faden verloren. Die schrecklichen Bilder an der Tankstelle tauchen vor seinen Augen wieder auf und auch der Ulf, der als erster auf ihn zukam.

„Manchmal ist es gar nicht so schlecht, wenn man nicht mehr alles miterleben muss. Für meine Hermiene wäre das auch ein Schock gewesen. Aber sag mal Franz, sie war doch damals sehr aktiv in eurem Kirchenchor.“ Hans versucht erneut, sein eigentliches Anliegen in Worte zu fassen. Er schaut dabei bewusst auf die Keksdose. „Und ich habe sie anschließend fast immer abgeholt. Ich meine, nach dem sie meine Freundin war.“
„Ja, ich kann mich nicht mehr so genau daran erinnern. Habe dich aber öfter draußen wartend gesehen. Und singen konnte unsere Hermiene, ein Ohrenschmaus. Und sie war immer pünktlich, man konnte die Uhr nach ihr stellen. Aber was willst du denn in den alten Zeiten kramen? Hast ja die Kirche lange nicht mehr von innen gesehen. Ach doch, zum Gottesdienst bist du mitgekommen als das mit dem Felix geschehen war.“ Franz schaut dabei den alten Freund verwundert an.

„Nun, es gab da eine Zeit als wir noch nicht verlobt waren. Über die muss ich öfter nachdenken. Eines Tages, so von heute auf morgen, war Hermiene mit ihrer Mutter plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Ich habe mich nicht getraut, ihren Vater zu fragen. Und später dann waren wir ja für immer und ewig zusammen, da habe ich nie nachgehakt. Es war ja auch nur eine kurze Zeit und danach gab es schon wieder so viel Neues. Heute würde ich es gern wissen wollen, um die Erinnerungen an die alten Zeiten komplett zu haben. Verstehst du wie ich das meine?“
Hans lässt nun von der Keksdose ab und schaut dem Pfarrer mitten ins Gesicht. Er ertappt sich beim an die Nase fassen und wundert sich ein wenig darüber. Im Stillen weiß er schon, das mit den Erinnerungen und aufarbeiten war nur die halbe Wahrheit.
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BeitragVerfasst am: Fr Jan 28, 2011 7:24 pm    Titel: Ein Dankeschön an Flollop für die holländischen Städtena Antworten mit Zitat

Franz lächelt während er nach der Kaffeekanne greift, ein etwas aufgesetztes Lächeln wie der Hans bemerkt, er fingert an der Rot-Grün-Karierten als läge sie in tausend Falten und stellt die leere Glaskanne wieder auf den Tisch. Ein nervöses Zucken um seine Mundwinkel begleitet sein Lächeln und seine Hände suchen nach einer weiteren Beschäftigung.
„Warum lässt du nicht einfach die alten Zeiten ruhen, so wie Hermiene nun schon einige Jahre friedlich ruht. Viel werde ich dir auch nicht dazu sagen können.“

„Aber unsere aller alten Herrschaften waren doch miteinander befreundet. Und da dachte ich, du könntest doch etwas aufgefangen haben. Wir haben doch alle mal gelauscht, wenn sich die Alten mal hier, mal da getroffen.“

„Ja, könnte ich schon, weiß aber leider nicht viel mehr davon. Es hieß, sie seien nach drüben, nach Doop-koorn oder Beltjes-kaat.“ Franz zeigt andeutungsweise in die Richtung Hollands bevor er weiter spricht. „Dort lebte wohl eine alte Tante oder so in etwa, eben Verwandtschaft von Hermienes Mutter Seite her. Sie soll wohl sehr krank gewesen sein und niemand da, der sie hätte pflegen können. So habe ich es in Erinnerung, mehr weiß ich auch nicht. Ist doch schon so lange her.“
Etwas gequält klingen die Antworten schon, die Franz von sich gibt, als wären sie nicht ganz freiwillig gesagt. Seine rechte Hand zeigte lange in Richtung des Nachbarlandes und die Mundwinkel zucken noch immer.

Hans schaut den Pfarrer nachdenklich an. „Aber wieso mussten da Beide also ich meine auch Hermiene mitfahren? Es hätte doch gereicht, wenn nur die Mutter….“ Der Fleischermeister kann seinen halbfertigen Satz nicht beenden und schaut erschrocken auf den wild gestikulierenden Franz, der wie ein gehetztes Reh aufgesprungen ist.
„Was weiß denn ich! Das ist doch nun wirklich Schnee von gestern. Vielleicht hätte dir mein ach so großer Bruder ein wenig mehr erzählen können wie ich. Da war er ja noch da. Außerdem wart ihr zu diesem Zeitpunkt doch erst nur befreundet miteinander, Hermiene und du.“

Das klang gar nicht gut in Hansens Ohren und er blickt ein wenig hilflos zu Boden. Was hatte den Pfarrer schon wieder so in Rage gebracht? Er hatte ihn doch nur nach einer für ihn völlig belanglosen und auch kurzen Zeitspanne gefragt. Da gab es wirklich keinen Grund, um gleich so aus der Haut zu fahren. Hans rutscht unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Ob er jetzt lieber gehen sollte, überlegt er und auch wie er den Franz besänftigen soll. Er fühlt sich unwohl und schuldig am aufbrausenden Verhalten seines langjährigen Freundes.
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